Planung ist alles
Weißt du schon, was du am 11.11.2014 um 20:00 Uhr machst? Seit ein paar Minuten weiß ich es. Ein paar Minuten mehr und ich hätte womöglich nichts vor. Aber wer sich heute etwas vornehmen will, braucht auf jeden Fall einen jahresübergreifenden Kalender.
Früher, da bist du ins Theater oder Konzert gegangen, hast an der Kasse dein Ticket gelöst und es war gut. Heute kannst du da zwar hingehen, aber du bekommst allenfalls noch ein völlig überteuertes Ticket von jemandem, der es vor der Tür anpreist. Ob du damit überhaupt reinkommst, ist dann noch die zweite offene Frage. Ich räume ein, dass es auch früher schon Acts gab, für die Karten ein wenig Vorlauf hatten. Allerdings finde ich es befremdlich, dass ich mittlerweile rund ein Jahr vor einem Termin wissen muss, dass ich an diesem Abend in der Stimmung dafür bin.
Ich bin zwar ziemlich sicher, dass mir Michael Mittermeier jeden Tag perfektionieren kann. Aber bei genauerer Betrachtung ist das schon ziemlich abartig, auf welche Zeiträume man sich heute festlegt. Vor ein paar hundert Jahren war man froh wenn man den Sonnenuntergang noch erleben durfte, weil die marodierenden Banden einen unter dem Heuhaufen übersehen haben. Heute planen wir Unterhaltungstermine auf ein Jahr im Voraus. Allerdings hat man damals natürlich ebenfalls langfristiger planen müssen. Denn es gab Termine, die hatten direkten Einfluss auf die weiteren Ereignisse. Wenn ich beispielsweise einer Papstkrönung beiwohnen wollte, dann musste ich mich bei Zeiten auf die Sohlen — so ich welche hatte (mutmaßlich kommt da «auf die Socken machen» her) — machen. Denn mal fix nach Rom rübermachen erforderte gutes Schuhwerk, Ausdauer, Kraft und eine ordentliche Portion Glück für die nächsten Monate. Die Freizeit-Industrie würde es sicher nicht geben, wenn Auto und Flugzeug noch erfunden werden müsste.
Da war das Erlebnis vermutlich das davor und danach, die eigentliche Veranstaltung war mutmaßlich eher unangenehm, bei all den verschwitzten und versifften Leuten rundherum. Die hatten es ja reisetechnisch nicht besser und Gruppenduschen sind mir aus der Zeit nicht bekannt. Wobei das mal wieder Äpfel mit Birnen vergleichen ist. Denn früher war jeder Millimeter Schicht gleichzeitig Schutz, heute fühlen wir uns schon mies, wenn es mal länger als einen Tag bis zur nächsten Dusche dauert. Gruppendynamisch ist es heute viel auffälliger, wenn es jemand mit der Körperpflege nicht so genau nimmt. Solche Ausgrenzungen gab es damals vermutlich nicht. Wenn ich mir die technische Ausstattung von Veranstaltungsorten heute ansehe, frage ich mich auch, wie das Notdürftige bei Massenveranstaltungen gelöst wurde. Dixi-Klos kann es ja erst seit Erfindung des Plastiks geben. Das sind Fragen, denen hat sich bisher noch keine ZDF-Doku oder ein Historien-Schinken aus Hollywood gewidmet.
Ich stelle gerade fest, dass ich es mit meiner Zeit recht gut getroffen habe. Das Gejammere von so manchem ist aus diesem Blickwinkel extrem relativ. Früher hätte es das sicher nicht gegeben, denn Waschlappen gab es nicht; die wurden einfach nicht alt.
Das Bild stammt von EVENTIM.DE, damit wird für den eingangs erwähnten Termin geworben.