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Angela was machst du da?

Erstellt: 03.06.2014 Lesedauer 2 - 3 Min.

Dass Angela keine dem Wind trotzende Eiche, sondern eher eine sich elastisch biegende Weide ist, dürfte selbst maximal politisch Desinteressierten mittlerweile bekannt sein. Da geht sie mit einem „Spitzenkandidaten“ ins Rennen, für den sie sich — so der Eindruck — zwischenzeitlich schämte. Weil er nicht allen recht ist. Genauer: Den Briten.

Deren Premier Cameron ist ein bisschen pissed, weil im ein heftiger Inselwind entgegenbläst. Dort gibt es erkennbare Tendenzen, dass man lieber ein Schiff allein auf hoher See sein will und keinen dauerhaften Ankerplatz in Europa sucht. Auf der anderen Seite ist Angela „pissed“, weil sie natürlich die Abstimm-Ärmchen der vielen anderen Länder braucht, die Herrn Junker gern auf dem Thron sehen würden und Angela ziemlich böd dastände, wenn sie das beschließen und sie ist dann die böse Blockiererin. Hat ja schon die schlechtesten Wahlquoten gemacht, da will man nicht auch noch die Buhfrau sein.

Ich habe mich ehrlicherweise zuvorderst gefragt, was denn die Briten so sicher macht, dass sie unter Europa mehr leiden, als die Europäer unter ihnen. Außer Brit-Pop und dubioser Finanzgeschäfte fiel mir adhoc kein Exportschlager ein, mit dem das Inselvolk etwas auf dem Festland reißen könnte. Wobei die Betonung auf „Volk“ liegt. Denn die genannten Elemente reduzieren sich — spätestens nach der ersten erfolgreichen Single und beim Finanzsektor sowieso — auf London. Der Rest drumherum hat da begrenzt bis gar nicht etwas davon. Zumindest ist das mein persönlicher Eindruck. Umso verwunderter war ich dann, dass die Briten nach Deutschland, Frankreich und Italien die vierte zahlende Großmacht sind. Bezogen auf das Verhältnis des return of invest, also wieviel Geld es für das an die EU eingezahlte zurück gibt, liegen die Insulaner sogar noch vor Deutschland. Hierum geht es Angela — mutmaßlich. Denn wenn die Briten rausfallen, dann könnten andere Zuzahler ebenfalls ins Grübeln kommen. Was die Geldflüsse betrifft, habe mir beim „Financeblog.ch“ Zahlen aus (vermutlich) 2007 aus einer Grafik geholt1 und damit für mich interessehalber die Rendite der Länder ausgerechnet, also wieviel es pro investiertem Euro aus der EU zurück gibt. Da kann man zumindest nachvollziehen, weshalb England so angefressen und unsere Angela so zurückhaltend ist.

LandGezahlt (G€)Bekommen (G€)Rendite
Litauen 1,7 9 529,41%
Bulgarien 2,3 12 521,74%
Estland 0,8 4 500,00%
Rumänien 7,2 32 444,44%
Luxenburg 2,3 10 434,78%
Lettland 1,4 6 428,57%
Slovakei 3,5 14 400,00%
Polen 22 87 395,45%
Ungarn 8,4 32 380,95%
Tschechien 9,2 31 336,96%
Griechenland 15 40 266,67%
Portugal 12 29 241,67%
Malta 0,5 1 200,00%
Slovenien 3,1 6 193,55%
Belgien 33 39 118,18%
Irland 11 12 109,09%
Spanien 76 78 102,63%
Zypern 1,1 1 90,91%
Finnland 13 9 69,23%
Frankreich 140 89 63,57%
Italien 116 70 60,34%
Dänemark 17 10 58,82%
Österreich 19 10 52,63%
Deutschland 164 78 47,56%
England 103 46 44,66%
Holland 37 13 35,14%

G€ = Giga-Euro = 1.000.000.000 €

Bemerkenswert finde ich, dass ausgerechnet die bösen Griechen, die uns als „pleite“ präsentiert werden (und es wohl auch sind), im Mittelfeld rangieren — weil sie was einzahlen (!), und andere Länder einen erheblich höheren Return of Invest haben. Wobei das fraglos eine eher einseitige Betrachtung ist. Aber es ist eine mögliche.

Aktuellere Zahlen gibt es bei der Bundeszentrale für Politische Bildung. Habe ich erst später gefunden.

1Sowohl Seite als auch Grafik mittlerweile unerreichbar, 08.03.2024