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gesellschaft

Anschein elitärer Verfilzung

Erstellt: 03.01.2014 Lesedauer 2 - 3 Min.

Vorhersehbar hat mein gestriges Thema mit der klassischen Schreckverzögerung nun die Parteien und die Medien erreicht. Was die Kommentare betrifft. Den bisher geilsten Kommentar verdanken wir dem Vize-Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz. Da habe ich mir den Titel dieser Seite rausgeklaut. Ich zitiere den entscheidenden Satz aus dem Focus-Artikel:

Sonst entstünde unausweichlich der Anschein elitärer Verfilzung und Vetternwirtschaft.

Anschein?

Jetzt bin ich doch etwas überrascht. Wenn das nur den Anschein von Vetternwirtschaft und Filz hat, ab wann ist es das denn ? Viel vettriger und filziger kann ich mir die Aktion eigentlich nicht mehr vorstellen. Wenn von den Linken1 dann noch die süffisante Bemerkung — der ich mich vollständig anschließe — kommt, dass „Herr Pofalla bisher nicht durch Kompetenz auf diesem Gebiet aufgefallen ist“, unterstreicht das für mich mehr als deutlich, dass hier nur und ausschließlich um einen exquisit dotierten Gefälligkeitsposten geht. Wer da vor wem den Bückling gemacht hat und wer dann von wem eine andere Gefälligkeit einfordern kann, lässt sich mit meinen Möglichkeiten nicht ergründen. Allein das Schweifenlassen der Gedanken gebiert jedoch reichlich Schamloses.

Da wirkt es fast ein wenig anachronistisch, dass Transparency erst jetzt vom „Verfall politischer Sitten“ spricht. Gab bzw. gibt es denn überhaupt noch welche? Beim Blick über die Pöstchen und Posten in den Bereichen, die direkt oder indirekt von der Politik beeinflussbar sind, gibt es eigentlich keinen, der nicht von einem amtierenden oder ehemaligen Parteimitglied besetzt ist. Bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten schanzen sich die Herrschaften die Posten ebenso frech und offen gegenseitig zu, wie es wohl bei der Bahn schon seit einigen Jahren gebräuchlich, aber überraschenderweise zwischenzeitlich wohl sogar mal etwas eingeschlafen war. Da noch ein Aufsichtsratsmandat, viel Geld für wenig tun müssen, außer vielleicht mal an der richtigen Stelle, vorzugsweise bei einer EU-Abstimmung im richtigen Moment gegen was sein. Dann gibt es keine vernünftigen Abgasnormen oder die deutsche Autoindustrie muss halt erst richtig spät über Nachhaltigkeit nachdenken. Hauptsache jetzt nicht. Und später fällt denen sicher wieder was Neues ein.

Das sind die Dinge, die wir offen und vergleichsweise einfach nachvollziehbar mitbekommen. Die sicherlich existierenden kleinen täglichen Schweinereien passieren unter der Reizschwelle der Journalie. Ist nicht reißerisch genug, zu mühsam in der Recherche, um dann am Ende irgend jemanden aus der hintersten Reihe seine 15 warhol´schen Minuten mit einem Skandälchen zu schenken. Die hatte er vorher nicht, warum jetzt. Wie sehr die etablierten Medien bereits fester Bestandteil des Filzes sind, ist dabei noch unbetrachtet.

Dem setzt jetzt die Meldung ein Krönchen auf, dass „Der Postillion“ angeblich die Meldung lanciert habe und die Medien alle ungeprüft und unrecherchiert darauf eingestiegen seien. Die Quelle nach Medienberichten in seiner Reinform des unqualifizierten High-Speed-Journalismus. Weil die Betroffenen (Pofalla und Bahn) nichts sagen, weiß jetzt keiner gar nichts, aber trotzdem ist alles möglich, also lasst uns drüber reden — ich mach´s ja auch2. Da tritt plötzlich an Stellen Filz hervor, wo man ihn bisher zwar vermutete, aber nicht so offensichtlich sehen konnte.

1Etwas weiter oben im selben Artikel.

2Ich bin kein Journalist, ich hau hier nur meine Meinung raus, die ich mir mit den mir erreichbaren Medien bilde. Heute ist so ein Tag, an dem ich mal wieder merke, wie abhängig man in Vielem doch ist, ganz besonders, was qualifizierte und belastbare Informationen betrifft.