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Der Unterschied zwischen „die“ und „wir“

Erstellt: 01.10.2014 Lesedauer 2 - 3 Min.

Ebola hat es in die USA geschafft. Das kam gerade im Frühstücksradio. Es war nur eine Frage der Zeit, jetzt läuft die Uhr.

Wir sind da in Europa nicht schlagkräftig und schnell genug. Ich würde mir wünschen, dass wir schneller wären.

Das sagt unsere Kanzlerin. Den Worten hat Sie bereits Taten vorausgeschickt. Naja. Geld. Mit dem andere was machen sollen.

Es hat schon ein besonderes Geschmäckle, wenn die Bundesregierung sich bei ihren Taten der Millionen rühmt, die bereit gestellt würden und formuliert, dass in Wahrheit nur Geld verteilt wurde. Die werden dann schon liefern. Was richtige Hilfe betrifft, ist der Status ein anderer:

Darüber hinaus prüft die Bundesregierung aktuell weitere personelle und materielle Unterstützung.

Bisher war der Ebola-Schutz der Bürger in Deutschland pro Kopf 21 Cent wert. Denn das ist der Betrag, der sich ergibt, wenn ich die eingesetzten 17 Millionen Euro auf 80 Millionen Bürger umlege. Was bekomme ich für 21 Cent? Das wird eine sehr übersichtliche Liste.

Zugegeben. Wenn ich gefragt würde, ob ich da für aktive Hilfe hingehen würde, wäre ich feige. Ich habe einen Höllenrespekt vor Seuchen. Insbesondere, wenn es jahrzehntelang niemanden interessiert hat, was da in Afrika regelmäßig Hunderte dahinraffte. Hat ja immer rechtzeitig aufgehört, bevor es die zivilisierte Welt erreicht hat. Nur für die lohnt sich die Entwicklung von Medikamenten. Also gibt es gegen Ebola keine.

Das was es gibt, sind alles tendentiell dubiose Sachen, für oder gegen irgendwas, die mal eben aus dem aufwändigen Test- und Prüfverfahren rausgenommen werden. Frei nach dem Motto: Ebola-Infizierte sind eh im Arsch, da können wir dran rumprobieren. Kann nur besser werden. Mit dem monetären Lockstoff, dass derjenige, bei dem die Versuchsmenschen wider der Prognose überlieben, ein ordentlich wertvolles Patent anmelden kann.

Was machen wir?

Die Bundeswehr bemüht sich aktuell, eine Luftbrücke zwischen Dakar und Monrovia aufzubauen. Dabei kommt es allerdings wegen defekter Flugzeuge zu Verzögerungen.

Wir sind womöglich deshalb so langsam Frau Merkel, weil wir keine Kohle in die Werkzeuge und Vorsorge stecken. Sondern vorzugsweise anderen zustecken, die sich dann kümmern sollen. Wobei ich den Charme der Situation durchaus erkenne:

Wenn freiwillige, aber von der Bundesrepublik geschickte Hilfsbereite, aufgrund defekter Luftfahrzeuge auf deutschem Boden bleiben, fallen diese unangenehmen Veranstaltungen aus, bei denen sich die politisch Verantwortlichen vor dekorierten Holzkisten aufbauen und getragene Worte über Engagement, Einsatz und Ehre labern müssen.

Der Erfolg von Seuchen — aus deren Sicht — war immer der Umstand, dass sie entweder sehr spät oder erst hinterher als solche erkannt, oder deren Gefahr kleingeredet wurde. Bleibt nur die Hoffnung, dass der Tribut für unsere Ignoranz gegenüber denen auf der Südhalbkugel bezahlbar bleibt.

Denn das ist offenbar das, worauf es reduziert wird. 17 Millionen für die, damit wir ein gutes Gewissen und (hoffentlich) weiterhin ungestörtes und vor allem gesundes Leben haben, könnte sich als falsche Sparsamkeit rächen. Und als grob fahrlässig falsche Einschätzung einer Gefahr. Ich habe dafür jetzt keine Zahlen gewälzt, aber Pandemien dürften schnell überschlagen deutlich mehr Opfer gefordert haben als Kriege.

Wenn sich herausstellt — was ich mir persönlich ganz egoistisch für meine direkten Mitmenschen und mich wünsche —, dass wir das bei uns locker im Griff haben und identifizierte Infizierte bei uns Ebola tendeziell überleben, bleibt die ethische Frage, warum das so ist. Womöglich erklärt das auch gleich, warum die ihr Leben riskieren, wenn sie in Booten über das Meer kommen.