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Fahnder, die nix finden und nix lernen

Erstellt: 18.06.2014 Lesedauer 2 - 3 Min.

Jetzt wundert mich nicht mehr, dass diese Ermittler den Nazi-Terroristen nicht auf die Spur kamen.

Das sage nicht ich, sondern Dilek Yaşar. Wobei es treffender nicht formuliert werden kann. Da wurde mal eben vergessen, das Nachlassgericht bei der Erbenermittlung mit einzubeziehen.

Wenn ein definierter Standard bereits ein Problem für eine Fahndungstruppe darstellt, erklärt sich, weshalb die zuständige Mannschaft bei Taten jenseits eines Beziehungsmords eher zufällig auf die passende Spur kommt. Dass Beamte, deren zentrale Aufgabe die Befragung von Hinterbliebenen ist, sich solche Nachlässigkeiten erlauben, ist ein weiterer Schlag in das Gesicht der Opfer. Wir erinnern uns: Da wurde anfangs auch ausgeschlossen, dass es rechter Terror ist, da wurde voreingenommen unterstellt, wenn Türken erschossen werden, dann waren das andere Türken.

Bemerkenswert ist, dass es sich um eine der größten Sonderkommissionen handelte, die es je gab. Die Absurdität von viel hilft viel lässt sich kaum besser darstellen. Wenn alle mit Scheuklappen ausgestattet sind, sehen mehr Augen trotzdem nicht mehr. Mit diesem Ausschluss stellt sich die Polizei indirekt hinter der NSU an, denn deren Morde war genauso ethnisch beeinflusst wie die Suche der Polizei.

Die Presse hat sich in diesem Kontext ebenfalls bequem zurück gelehnt und dankend dieses prototypische Konstrukt hochleben lassen. Immerhin wurde das am Ende mit dem „Unwort des Jahres“ 2011 gekrönt. Denn als klar war, dass es ganz so einfach halt doch nicht ist, sondern eher unbequem an vermeintlich Überwundenes erinnert, haben alle flott eine 180°-Wende hingelegt und sich gegen die Beamten eingeschossen. Ordentlich recherchierter Journalismus ist was anderes.

So schreibt der Spiegel diverse Artikel unter der Flagge Döner-Morde und versucht sich dann an einer Aufarbeitung. Wie löst sich das auf? Ganz einfach: Türkische Geschäftsleute haben das so genannt, also waren — besser kann es doch nicht laufen — die Türken selbst schuld. Die Welt ist klein und passt prima in Schubladen. Wenn alle in die selbe Kerbe schlagen, kann der Baum nicht in eine andere Richtung fallen. Es sei denn, ein kräftiger Windstoß scheucht die bequem sitzenden Zuschauer auf, weil er es halt doch tut und weil er es kann.

Die Tochter befragen und übersehen, dass sie möglicherweise was erben könnte, ist schon peinlich genug. Sie zur Stiefmutter schicken, die soll was abgeben, ist eine Ignoranz, die mir körperlich weh tut. Denn das sind Staatsdiener, also Leute, die unsere Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit repräsentieren und verteidigen sollen.

Fassen wir mal zusammen: Vater und Familie als Kriminelle diskreditiert, Standards ignoriert, Opfer ums Erbe geprellt und zur Stiefmutter geschickt, sie soll halt sehen, wie sie mit der schlampigen Arbeit der Ermittler klar kommt. Ist das unsere Vorstellung von richtig?

Ob sie die Tochter des Mordopfers Yaşar so behandelt hätten, wenn der kein türkischer Dönerbudenbesitzer gewesen und sie eine blonde Deutsche wäre?

Ich will das nicht weiterdenken, aber mich würde brennend interessieren, ob bei den zuständigen Behörden und Beamten irgendwer irgendwas aus den begangenen Fehlern gelernt hat.