Zuhören
Serienmäßige Sonderausstattung. Das sagte die Stimme aus dem Off der Werbung wirklich. Da frage ich mich doch, ob die mich für dumm verkaufen wollen (was sehr wahrscheinlich ist), oder ob sie selbst keine Ahnung haben (was sehr gut möglich ist).
Widersprüchlicher geht es praktisch nicht: Wenn etwas serienmäßig ist, ist es keine Sonderausstattung, eine Sonderausstattung kann nicht serienmäßig sein. Gemeint ist eventuell der Standard mit vielen Extras, es könnte aber durchaus sein, dass man uns Standard als Extras verkaufen will.
Speziell bei der hier nicht namentlich genannten Firma aus Wolfsburg ist das mit der Fahrzeugausstattung eh so eine Sache. Im Vergleich zum Wettbewerb wird da gelegentlich das Gefühl vermittelt, dass man sich drüber freuen soll, dass es Türen hat. Denn alles, was nur den Funken eines Anscheins von Komfort bedeutet, steht extra auf der Rechnung.
Womöglich ist das sogar der tiefere Sinn des Wortspiels: Was es bei anderen serienmäßig gibt, verkaufen wir als Extra. Denn umgekehrt ergibt es für mich kein Sinn. Ich käme jedenfalls nicht auf die Idee, dass ein Spartaner in Luxus schwelgt, weil er Sandalen hat.
Wenn der Sportreporter von einem „raketenmäßigen Start“ spricht, bin ich mir nicht sicher, ob er den Sportler loben oder bloßstellen will. Denn wenn ich mich an Fernsehbilder von Raketenstarts erinnere, passiert da vor allem eins: Erst mal gar nichts.
Da zünden Triebwerke und es geht ganz gemütlich los. Die Endgeschwindigkeit ist zwar bemerkenswert, aber der Reporter sprach explizit vom Start.
Als Lob wäre ein blitzartiger Start sicher treffender. Der zweifelsfreie Tadel er bindet sich erst mal die Schuhe zu wäre als Vergleich eventuell aussagekräftiger.
Wobei ich hier durchaus noch unterscheide. Wenn ein Sportreporter im Eifer des Gefechts eine womöglich unglückliche Formulierung wählt (der Klassiker ist das mit den Hängen und Pisten…), dann war es halt nicht so prall, was im spontan eingefallen ist. Geht uns allen so, der verdient damit zwar seine Brötchen, aber wenn er nur gelegentlich vorbeischießt, ist alles gut.
Wenn aber Werbestrategen, die sich mutmaßlich sogar über die Unterhosenfarbe des Beifahrers für den Spot Gedanken gemacht haben, ohne es zu Merken so eine Schote raushauen, frage ich mich schon, wofür die ihr Geld beziehen. Oder es ist, wie eingangs angenommen: man macht sich sogar einen Spaß daraus, dass man uns neppt.