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gesellschaft

7272,72 €

Erstellt: 15.07.2015 Lesedauer 2 - 3 Min.

Weltpolitisch gab es bis gestern1 in den Nachrichten offenbar nur ein Thema: Griechenland. Da wird über Zahlen diskutiert, die ein Normalsterblicher nicht mehr über den Verstand erfassen kann. Von Leuten, die „Nein“ sagen, aber dann doch nach „ja“ handeln. Mit Geld von Leuten, denen dieses Rumgezerre schon seit Jahren unverständlich ist.

Wenn Lieschen Müller ihren Kredit nicht zahlen kann, dann wird halt gepfändet oder Privatinsolvenz angemeldet. Wenn ein Staat die Kohle nicht zusammenhalten kann, wird munter hinterher geworfen. Weil man das Geld ja durch die Hintertür wieder bekommt. Denn wenn die Griechen kein Geld haben, sind ja beispielsweise keine Waffendeals drin. Da wird schon mal mit foulen Tricks,… pardon, mit trojanischen Pferden gearbeitet.

Weil am Ende geht es da nicht um die armen Griechen oder irgend welche humanitären Aspekte. Da geht es nur drum, dass die eigene Wirtschaft brummt. Vor allem sollen die Bänker, die Lieschen Müller ohne Rücksicht das Haus wegnehmen würden, ihr verantwortungslos verliehenes Geld wieder bekommen. Einen Staat vor die Tür setzen geht halt nicht. Hätten die Banken — wie sie es bei Lieschen Müller zwangsweise tun — mal bei der Schufa angefragt, hätte Griechenland schon seit Jahren keinen Cent mehr bekommen.

Natürlich ist das erschütternd, wenn Menschen nach lebenslang harter Arbeit vor einem Geldautomat stehen und hoffen müssen, dass sie wenigstens ein paar Euro zum Einkaufen bekommen. Lieschen Müller kann in unserer Überschuss-Gesellschaft gegebenenfalls zu einer Tafel gehen, damit sie bekommt, was bei anderen vom Tisch fällt. Für jemanden, der sich da anstellen muss, ist es aber sicherlich ebenso hart wie für die griechischen Schlangensteher. Ist halt nix für die Nachrichten, weil das ist vor der Haustür, da fällt Wegschauen schwerer. Da hilft nur ignorieren.

Wenn Lieschen Müller dann gesagt bekommt, sie hätte doch vorsorgen können: das könnte man auch jedem einzelnen der Griechen sagen. Wer jetzt sagt: die haben halt eine andere Mentalität, dem muss ich entgegen halten: Ja dann müssen sie den Mist selbst wegschippen, der ihnen von ihrer Mentalität vor die Füße geworfen wird. Allerdings sehe ich sehr wohl, dass es dort genauso ist wie hier: die einen machen den Mist, die anderen schippen ihn weg.

Wenn man in den Nachrichten dann erzählt bekommt, dass die Griechen schon 80 Milliarden bekommen hätten und das wohl noch nicht reicht, stelle ich mir die Frage, ob die 7272,72 €, die das pro hellenischem Kopf ausmacht, wirklich bei den Griechen angekommen sind. Oder in der Spekulationstüte eines Bänkers. Oder über mehrere Ecken in der Lohntüte eines deutschen Mindestlöhners, der trotzdem aufstocken muss. Denn uns geht es — zum Glück — besser als den Griechen, allerdings sind wir von deren Elend2 gar nicht so weit weg, wie uns die Nachrichten suggerieren.

Aber zum Glück bauen wir Schiffe, die wir den Griechen verkaufen können, damit die das noch größere Elend bekämpfen können. Denn schön ist es ja in Griechenland, wenn man mehr Kohle als die Ureinwohner hat. Wenn nicht gerade Flüchtlinge am Urlaubsstrand rumlaufen. Haben wir denen zu wenige Kriegsschiffe verkauft? Oder haben wir schlicht verlernt, was _Menschlichkeit_ ausmacht ?

1Gestern war tatsächlich mal das Atomabkommen mit Iran wichtiger. Gestern.

2Natürlich auf einem anderen Niveau. Allerdings ist das für die jeweils betroffenen eine subjektive Wahrnehmung, die von der Umgebung abhängt. Ein deutscher Harz IV-Empfänger wäre (mutmaßlich) in Griechenland ein Fürst unter Tagelöhnern. Das nützt ihm hier in Deutschland allerdings nicht.