Wie für viele andere gehört zur Aufwachphase auch bei mir der Griff zum Radio. Heute morgen war ich offenbar etwas wacher als sonst. Was ziemlich fatal war.
Radio-Moderatoren müssen — warum auch immer — lustig sein. Was ich regelmäßig schon hinreichend nervtötend finde. Denn lustig kommt direkt nach Kunst. Ist Geschmackssache. Allerdings wollen uns die Herrschaften darüber hinaus wichtige Infos liefern. Weil hier in Niedersachsen Urlaubszeit ist, wird natürlich das Dilemma thematisiert, dass man in Facebook nicht nur Freunden eine Nachricht vom Ballermann schickt. Ein richtig guter Tipp tropfte gerade aus dem Lautsprecher:
Achten Sie an Ihrer Haustür auf fast unsichtbar angebrachte Tesastreifen unten an der Tür. Damit testen Einbrecher, ob Sie zuhause sind. Wenn der nicht abgerissen ist, dann ist klar, dass Sie nicht da sind.
Wow. Ein toller Tipp. Ich habe da jetzt aber ein praktisches Problem: Vor meiner Haustür habe ich keine Webcam. Warum ich da eine haben sollte? Na — wie schau ich denn bitte sonst im Urlaub nach, ob da Tesa-Streifen an meiner Haustür sind? Wenn ich es nachsehen kann, muss ich dafür die Haustür öffnen. Womit der Tesa-Streifen abreißt. Das mit der Haustür aufmachen ist aber genau das Problem, wenn ich mir gerade irgendwo im Süden Brandblasen auf den Pelz braten lasse.
Klar. Ich kann die Nachbarschafts-Wache bitten, die Türen genauer zu untersuchen. Alternativ könnte ich mir auch ein paar kleine Servo-Motoren in die Tür einbauen, die das Schloss mal kurz aufschließen, die Tür auf- und wieder zu machen und dann wieder verriegeln. Mit Radarkontrolle, damit das nur passiert, wenn garantiert keiner vor der Tür steht und darauf wartet.
Vermutlich wäre aber ein Schild in den gängigen europäischen Sprachen hilfreicher:
Vorsicht! Hinter der Tür befindet sich eine entsicherte Selbstschuß-Anlage. Betreten auf eigene Gefahr, Reinigungskosten werden in Rechnung gestellt.
Dann muss allerdings noch die Katzenklappe verriegelt werden. Sonst schieben die dort eine eingefangene Mieze durch und wenn es nicht kurz drauf rumst, dann fliegt der Fake auf. Allerdings dürfte das gleich wieder irgend welche panischen Nachbarn auf den Plan rufen, die sich Sorgen um ihre spielenden Kinder machen. Völlig unbelassen von der Frage, warum die in meiner verriegelten Wohnung spielen sollten.
Eine Zufallsschleife, mit verschiedenen Gesprächsfetzen, oder Leute, die sich verbal fetzen. Schön laut, vielleicht noch mit dem Geräuschhintergrund scheiternder Landungsversuche von Tassen. Wobei das die zu Hause gebliebene Nachbarschaft womöglich etwas zermürben könnte. Da muss man Prioritäten setzen.
Der Klassiker ist die Zeitschaltuhr, die das Licht bedient. Die bringt es natürlich nur im Dunkeln. Was schon lange nicht mehr die bevorzugte Arbeitszeit der Einbrecher ist. Die kommen gern zum Abendessen. Was bleibt? Vielleicht hilft ja eine Penner-Simulation:
Ein bisschen Müll im Garten verteilen, damit es verwahrlost aussieht, ein paar leere Schnapsflaschen an der Haustreppe drappieren, in die Fenster ein paar abgeranzte Vorhänge — der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wer bricht schon in eine Hütte ein, bei der von außen sichtbar eher nichts zu holen ist.
Wobei auch das die Nachbarn verstimmen könnte. Was mir ganz gut gefallen hat, war eine Fußmatte, die ich vor ein paar Tagen gesehen habe. Mit zwei Pfeilen drauf. Einer nach links, einer nach rechts. Dazwischen stand „Reiche Nachbarn“. Da wird sich wohl keiner beklagen, weil wer gibt schon gern zu, dass er arm ist?