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Voll erWischt

Erstellt: 21.09.2015 Lesedauer 2 - 3 Min.

Ich habe mich schon mehr als einmal gefragt, warum meine Realität an der Zapfzäule und die Hochglanz-Behauptung in den Prospekten der Fahrzeug-Hersteller derart eklatant auseinander klafft. Jetzt hat zumindest VW eine Erklärung geliefert.

VW hat „den Sachverhalt“ eingeräumt, der Chef, Herr Winterkorn, „gibt alles zu.“ Von einem Versehen kann kaum gesprochen werden, wenn eine Software dahingehend getrimmt wird, dass sie merkt, wann ein Abgastest manipuliert werden muss. Das haben sich Mehrere in mehreren Abteilungen ausgedacht, das konnte niemand allein realisieren. Das hat was von Bandenkriminalität und erfordert eine ziemlich hohe kriminelle Energie.

Ein massenhafter Betrug ist ohne wenn und aber kriminell. Dass man diesbezüglich so lax mit VW umgeht, ist wahrscheinlich allein dem vielen Geld in diesem Spiel geschuldet. Herr Winterkorn hat sicher vor seinem „Geständnis“ mal fix ausrechnen lassen, was für VW billiger kommt: Rumeiern und das Image so richtig nachhaltig schädigen oder schnell zugeben, Strafe zahlen, weitermachen. Mehrere Milliarden Strafe sind offenkundig das kleinere Problem. Außerdem gibt es für Geständnisse Rabatt.

Von dem organisierten Verarschen der Kundschaft abgesehen, stellen sich mit dieser Entdeckung natürlich noch weitere Fragen, die sich jeder Käufer eines Neuwagens sowieso stellt: Wie testen die denn, damit solche Ergebnisse beim Verbrauch heraus kommen? Der Verbrauch hat zwar nicht direkt etwas mit den Emissionswerten zu tun. Aber das kann ich als Geldabnahme in der Börse direkt messen, dafür brauche ich keinen Testpark aufbauen.

Wenn mehr Sprit durch den Auspuff bläst, dürfte das eine ziemlich lineare Auswirkung auf den Schadstoff-Ausstoß haben. Wenn sich das per Software steuern lässt, wie die Messung im Testbetrieb ausfällt, muss der so gestaltet sein, dass die Software für optimale Einstellungen sorgen muss. Einfach, weil der Testbetrieb der Realität nah kommt. Statt in der Garage bei stehendem Auto irgend etwas zu simulieren.

Dass mit Software und Ingenieurskunst einiges erreicht werden kann, ist die einzig positive Erkenntnis dieser Betrugsnummer.

Was die Schadensbegrenzung betrifft, ist der Rahmen bereits gesteckt und wird von „Die Welt“ bereitwillig gestützt oder sogar aktiv gestreut: Von den schlimmen Ami-Akivitäten hat man in Deutschland natürlich keine Ahnung gehabt. In einem großen Konzern was nicht mitbekommen ist zwar peinlich, aber das grenzt erst mal den Markt ab. Woanders — neiiin — da machen wir sowas natürlich nicht!

Die auffallend leisen Töne von Herrn Zetsche, der zwar eine andere Marke, aber eben explizit für deutsche Ingenieurskompetenz mit seiner Marke steht, dröhnen für meinen Geschmack ganz schön laut.

Ich spekuliere mal zum weiteren Verlauf der Geschichte:

Business as usual halt. Denn:

Die Verbraucher werden weiter verarscht, weil sie aufgrund von Umweltgesetzen überteuerte Autos mit angeblich toll umweltfreundlichen Motoren kaufen müssen, die den Auflagen jedoch in der Realität nicht standhalten. Die Kontrollverfahren dafür haben sich nämlich die Lobbyisten von jenen ausgedacht, die sie einhalten sollen.