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Wenn Mohammed Kevin hieße…

Erstellt: 30.10.2015 Lesedauer 4 - 5 Min.

So makaber es klingt: das ist „Glück im Unglück“. Denn wenn es andersherum wäre, also Mohammed nicht Mohammed, sondern ein Kevin oder Max oder Paul wäre — wer weiß, wie dann die Stimmung wäre.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand bei den Schwächsten der Schwachen, den Kindern der Flüchtlinge „bedient“. Das erste offiziell bekannte Opfer der Flüchtlingsströme, die in Deutschland ankommen. Wie viele es gar nicht schaffen — wer weiß das schon. Die durchstreiften Länder der sogenannten Balkan-Route werden das sicher nicht an die Glocke hängen.

Was wäre wohl los, wenn ein Mohammed sich einen Kevin oder Max gegriffen hätte? Aktuell ist es eine Randnotiz, dass ein totes Flüchtlingskind in einem Kofferraum gefunden wurde. Der Täter habe schon gestanden, was praktisch ist, damit kommt es schnell wieder aus den Schlagzeilen. Da die Flüchtlinge typischerweise ohne Kofferraum ankommen, eher mit einem Müllsack, der die letzten Habseeligkeiten enthält, kann der Fall nicht eintreten. Ein Täter würden wohl kaum einen toten Max in der Mülltüte mit sich herum schleppen.

Rein statistisch ist es allerdings nur noch eine Frage der Zeit, wann es bei den Flüchtlingen zur ersten fatalen Eskalation kommt. Da werden vorhersehbar schnell raue Töne laut und Frau Kanzler kann sich dann womöglich ihr „wir schaffen das“ zurecht modulieren. Wobei aktuell natürlich die nackte Angst vorherrscht, dass demnächst die ersten toten Kinder im Matsch von Kameras gefilmt werden. Da wird so mancher Politiker insgeheim Herrn Erdoğan um seinen Umgang mit freier Meinung beneiden.

Wenn jetzt das Gerücht geht, die CSU würde ihre Minister abziehen, stellt sich mir die Frage, ob das eine Drohung oder ein freundliches Angebot ist. Ich persönlich würde keinen davon vermissen. Ehrlicherweise musste ich sogar kurz nachsehen, wer da bisher so unauffällig war. Abgesehen von Bolzen Dobrindt. Schmidt (Ernährung und Landwirtschaft) und Müller (Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gehören zu denen, die für den Partei-Proporz dort sitzen. Eher kaum aufgrund besonderer Fähigkeiten. Immerhin schlau genug, dass sie die Klappe halten, statt Käse zu erzählen. Schau und lerne, Alex!

Der liebe Alex ist als Verkehrsminister natürlich von den Flüchtlingsströmen betroffen. Die laufen ja auf „seinen“ Straßen rum. Also sieht er „Deutschland am Limit“. Die „vielfache Hilfe“ gegenüber anderer Länder verschweigt, dass die Schweden uns — pro Kopf — um Längen schlagen. Sogar solche Wirtschaftsmächte wie Ungarn oder Malta liegen noch deutlich vor uns. Dass die Griechen neben ihren eigenen Problemen als Hauptanlaufpunkt schon lange am Anschlag sind, wird geflissentlich übersehen. Dass sie mit den bitter erkauften Krediten besseres vorhaben, als einen Zaun für die CSU zu bauen, ist für mich ebenfalls nachvollziehbar.

Mit leeren Worthülsen und zähem Freigeben dringend benötigter Gelder (bei Banken ging ein Vielfaches davon an einem Sonntag mittag…) rudert die Politik gleich welcher Couleur im Meer der Hilf- und Planlosigkeit. Die Gefahr sind weniger die Flüchtlinge. Die Gefahr steckt in der Perspektivlosigkeit für alle Beteiligten: Die Flüchtlinge sind ebenso ohne Aussichten, wie die kleinen Gemeinden, denen Flüchtlingskontingente zugeteilt werden, die mal eben die Einwohnerzahl verdoppeln.

Mit Wonne saugt die dumpfe Masse dann Meldungen auf, wenn sich Flüchtlinge über das Gebotene beschweren. Dass die „sichere Heimat“ fraglos über Schweinegestank steht, sollte dahingehend hinterfragt werden, ob bereits eine Notunterkunft eine sichere Heimat darstellt. Und glaubensbedingt gilt für so manchen ein Schwein als unrein. Ein gläubiger Moslem will für mich nachvollziehbar ungern neben einer Schweinemastanlage leben. Noch weniger, wenn davon erwiesenermaßen hygienische Einschränkungen ausgehen.

So mancher davon wird außerdem womöglich wieder weggeschickt — was unklar ist, weil wir uns in der Bürokratie verstricken. Was dem „neue Heimat-Gefühl“ ebenfalls die Flügel stutzt. Dass Asylanträge ordentlich geprüft werden müssen ist das Eine. Andererseits könnten ein paar kleine Änderungen im Asylrecht schon viel bewirken:

Das ließe sich fortsetzen. Wir zwingen die Leute zur Untätigkeit und erzeugen damit auf unserer Seite erheblichen Aufwand und Kosten. Wenn wir etwas ehrlicher erkennen lassen, dass es bei uns kein Manna regnet, wird das telefonisch in die Ausgangsgebiete gelangen und Wirkung entfalten. Da kommen dann — wahrscheinlich — nicht mehr alle, weil es neben dem Schokoriegel am Bahnhof für umme und Freifahrt nach Wohinauchimmer eben auch ein paar Ansagen gibt.

Was ein richtiger Flüchtling sicher versteht und begrüßt. Wer will schon aus dem einen Elend in das nächste. Wobei eine Notunterkunft für viele bereits das Paradies ist. Einfach weil von oben nicht ständig etwas Explosives drauf fällt. Zur Handlungsunfähigkeit verdammt, verschenken aber sowohl die Flüchtlinge als auch wir erhebliches Potenzial.

Wir müssen aber beachten, dass es Kevin nicht schlechter als Mohammed gehen sollte. Der geht dann nämlich auf die Straße und blöckt dumpfe Parolen. Wobei damit das Dilemma, dass Mohammed womöglich einfach etwas heller im Stübchen als Kevin1 ist und deshalb den Job bekommt, dessen Horizont übersteigt und er die dumpfe Parole noch lauter trötet. Dass unter den Flüchtlingen fraglos auch geistige Kevins sind, macht es nicht einfacher. Unterkünfte füllen und auf Zeit spielen hilft allerdings noch weniger.

1Ich weiß, dass ist eine Unterstellung, die ich nicht grundsätzlich teile, als Phänomen allerdings bedauerlicherweise bestätigen kann.