Der Nazi in mir
„Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Der Herr Gandhi war ein schlauer.
Heute ist wieder ein „Populisten-Tag“. In Österreich hat Herr Huber gute Chancen. Mit ziemlich markigen Sprüchen hat er die Herzen seiner potenziellen Untertanen erreicht. Wo sich die Rentner um ihr Urlaubsgeld (!) sorgen, das womöglich eine ganze Flüchtlingsfamilie einen Monat durchbringen könnte.
In Italien könnte die zwar vom Ansatz durchaus richtige, aber in der Ausführung wie schon in England selbstgefällige Ausrichtung eines Verfassungsreferendums durch Herrn Renzi der EU den nächsten Schlag versetzen. Bei den Franzosen wird es zunehmend vorstellbar, dass eine rechtsradikale Frau LePen Präsidentin werden könnte und die USA von Herrn Trumps Gnaden sind eh Dauerthema.
Ehrlicherweise lässt sich der ein oder anderen Äußerung dieser Populisten-Truppe durchaus Substanz abgewinnen. Ich will, dass Flüchtlingen geholfen wird. Alle erst mal herein lassen und hinterher feststellen, dass es keinen Plan gibt? Keine reinlassen klingt da vordergründig eher nach einem.
Vor allem, wenn das Wohnheim in meiner Straße eröffnet wird. Oder es mich im eigenen Geldbeutel treffen könnte. Snickers am Bahnhof verteilen ist das eine, die Leute dann — wegen unseren lahmenden Asylapparats — womöglich jahrelang in der eigenen Nachbarschaft, … nein, dass dann doch eher nicht. Stehen da nicht ein paar Hotels in entvölkerten Gebieten des frisch annektierten Ostens leer? Reinlassen, aber bitte maximal weit weg von mir lagern. Ich hab schon Snickers verteilt, damit hab ich meinen Teil erfüllt.
Klare Forderungen an Antragsteller, wie es viele unserer „befreundeten Nationen“ tun, kriegen wir einfach nicht auf die Reihe. Dabei wäre es nicht mehr als das, was jeder jeden Tag erfüllen muss, der beim Sperma-Lotto gewonnen hat und hier geboren wurde.
Wenn ein Gast meine Frau angrabscht, fliegt der ohne langes Gewese hochkant aus meiner Wohnung. Wer als Asyl-Antragsteller in Deutschland Frauen belästigt (egal ob „Eingeborene“ oder ebenfalls Flüchtling), verletzt die Gastfreundschaft und wird zur Tür begleitet. Der darf nicht auf eine sanfte Bestrafung mit komfortabler Staatsverwahrung hoffen dürfen.
Weil da keine klare Grenze gezogen oder sogar totgeschwiegen wird, haben es Populisten leicht. Meine Meinung mag „politisch inkorrekt“ sein. Bei allem Verständnis für den Kultur-Schock ist er keine Rechtfertigung. Ich finde Kinderehen inakzeptabel, was ich schlecht erklären kann, wenn ich bei der Verletzung viel einfacherer Regeln des Anstands auf nachsichtig oder tolerant mache.
Gerade der kulturelle Unterschied und die Vorgeschichte dieser Menschen verlangt nach entsprechenden Maßnahmen. Wer über Leichen steigen musste, es in einer Nussschale über das Mittelmeer geschafft hat, mehrere tausend Kilometer absolviert hat, mit vielen anderen auf engem Raum eingepfercht auf sein Bleiberecht wartet: wie sehr wird den abschrecken, dass er ein paar Monate in einer molligen Zelle bei Vollverpflegung weg gesperrt wird, die dagegen puren Luxus darstellt?
Wer jetzt meint, dass ich mit „zweierlei Maß“ messe, dem kann ich nur sagen: genau und richtig! Jeder Feuerwehrmann, Rettungssanitäter, Polizist, … (und alle „…innen“) lernt in der Ausbildung etwas ganz Wichtiges: Eigensicherung. Es nützt niemandem, wenn der Retter beim Rettungsversuch selbst umkommt. Eine Statistik die erzählt, dass „49 Prozent der Bevölkerung zur Mitte hören“, wobei diese rechnerische „Mitte“ eine Spannbreite von 70% hat, verschleiert etwas sehr Relevantes. Nämlich dass es verdammt viele gibt, die „drunter“ liegen, für die bereits ein kaputter Kühlschrank ein existenzielles Fiasko bedeuten kann.
Objektiv mag es diesen Menschen im direkten Vergleich zu einem Flüchtling blendend gehen. Der hat nicht mal einen kaputten Kühlschrank. Subjektiv ist die Wahrnehmung eine andere, wenn das Tauwasser aus der Tür tropft. Sobald sich das Gefühl einstellt, dass ein „Dahergelaufener“ bessere Konditionen bekommt als ich, ist es zum sozialen Unfrieden und offenen Ohren für Bauernfänger nur ein kleiner Schritt. Je mehr dieses Gefühl bekommen, desto besser geht es den Einpeitschern. Denn „die Satten“ sind oft zu bequem beim Wählen gehen (s. „Brexit“) und — ein gern unterschätzter Aspekt von Demokratie — hier zählt auch Herr Millionär nur eine Stimme. Weil es davon weniger gibt, kann ein Heer der Unzufriedenen mit einem Sonntagsspaziergang die heile Welt der Philanthropen an einem Tag in seinen Grundfesten erschüttern.
Denn während die etablierte Politiker-Kaste noch von einem Phänomen spricht, ist eine AfD schon lange in der „rechnerischen Mitte“ angekommen. Und bloß weil viele dort einfach die ein oder andere klare Grenze ziehen wollen, sind lange nicht alle dort rechtsradikal oder gar Nazis. Aber davon braucht es gar nicht viele, wenn erst mal die Machtverhältnisse passen. Das merken gerade die Polen und Türken.