Planlose Energiepläne
Zukünfig fahren wir alle mit Strom. So will es die Bundesregierung und die Grünen. Wie das gehen soll, ist kein Bestandteil der Willenserklärung.
Die Grünen wollen ab 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen. Herr Zetsche von Mercedes wird ausgebuht, obwohl er einer derer ist, mit denen man sich darüber mal internsiv unterhalten müsste. Wobei dieser Beschluss im Grunde überflüssig ist, wird uns doch seit der Ölkrise in den 1970ern gepredigt, dass es in 30, längstens 50 Jahren sowieso kein Öl mehr gibt.
Davon wird abgerückt, jetzt haben wir — angeblich — mehr Reserven als je zuvor, obwohl mehr gefördert wird als je zuvor. Wobei sich die Sprit-Preise nicht zum Niveau von 1993 zurückentwickeln. Als es nur noch für 30, längstens 50 Jahre reichte. Was Rückschlüsse auf die Argumentations-Motivation damals1 und heute2 vermuten lässt.
Worüber aber Prämien für Elektroautos und derartige Willenserklärungen hinwegsehen, sind mehrere grundlegende Probleme:
- Wo kommt die schiere Masse an Strom her, die für das Laden der Abermillionen — dann Strom fressenden — Autos erforderlich ist?
- Durch welche Leitungen mit welchen Leitungsdurchmessern soll der fließen?
- Wie lädt man sein Auto in der Stadt, wenn man nicht weiß, ob man an einer Stromversorgung parken kann?
- Wenn ich nicht sicher sein kann, dass ich mein Auto wieder aufladen kann, ist es kein verlässliches Transportmittel.
- Wenn in der Stadt vor meinem Haus kein zugesichertes Parken möglich ist, kann ich mir nicht selbst helfen.
- Welche Lösungen gibt es für das eklatante Missverhältnis zwischen Ladedauer und Betriebszeit?
Speziell letzteres ist bis auf weiteres ein objektives Argument gegegen Elektro-Mobilität. Wer eine Drohne mit Elektromotor hat, kennt es: 10 Minuten Flugspaß kosten 60 Minuten Ladezeit. Bei Elektro-Autos ist das Verhältnis vergleichbar: 100 km fahren sind ca. eine Stunde Fahrtdauer. Die kosten ca. 6h Ladedauer, wenn kein spezieller Schnell-Lader verfügbar ist. Doch selbst der kann keine Wunder wirken.
Aktuell gibt es nicht mal einen Standard für die Anschlüsse, vergleichbar mit der Schuko-Dose. Wer den passenden Adapter vergisst, hätte zwar eventuell den Platz vor der Stromsäule ergattert, kann die aber nicht nutzen. Wie man Massenerfrierungen verhindert, wenn im Winter staubedingt reihenweise Autos wegen Strommangel (womit die Standheizung betrieben wird…) ausfallen und keine Stromversorgung weit und breit in Sicht ist, bleibt ebenfalls im Zukunftsnebel verborgen.
Selbst ohne Wetterextreme wird es logistisch schwierig, die vielen liegen bleibenden Stromfahrzeuge von der Autobahn zu schaffen, die es bei einem Urlaubsstau geben wird. Für diese logistischen Aspekte sehe ich keinerlei Anstrengungen. Das ist allerdings zwingend, wenn es überhaupt funktionieren soll. Wobei ich einräume, dass es sich hier um ein unrealistisches Szenario handelt. Urlaub impliziert für die Meisten ein Ziel deutlich weiter als 200 km weg.
Das ist mit einem E-Auto bis auf Weiteres nicht an einem Tag erreichbar. Elektroautos wären daher der wirtschaftlicher Supergau für die Ferienziele an Nord- und Ostsee oder in Süddeutschland. Dort gibt es typischerweise allenfalls Restbestände für öffentlichen Verkehr, da sich z.B. das (Bundes!-)Unternehmen „Deutsche Bahn“ konsequent aus dem Nahverkehr zurück zieht.
Es fehlt das schlagende Argument, dass dem Auto so überwältigend Bahn gebrochen hat: die Energie für 5-800 km oder notfalls mehrere Stunden Klima-/Heizungsanlage packe ich in fünf Minuten in den Tank. So lange es dafür keine vergleichbaren Varianten gibt, wären alternative Ansätze, wie Verbrennungsmotor ja, aber z.B. mit Wasserstoff, erheblich realistischere Szenarien. Den könnte man durchaus flächendeckend anbieten, der Zeiteinsatz für Tanken ist vergleichbar, die Gewinnung lässt sich industriell lösen, bestehende Infrastrukturen müssen nicht grundlegend überdacht werden.
Aber wahrscheinlich gibt´s da (a) keine starke, wirtschaftlich interessierte Lobby und (b) wäre das zu einfach und (c) zu realistisch. Denn aktuell sind die Elektro-Autos das schlagende Argument dafür, dass wir mit Otto- und Dieselmotoren in Kombination mit neuerdings ständig wachsenden Ölfunden die Wirtschaft am laufen halten — in der sehr viele Arbeitsplätze direkt und indirekt vom Autobau abhängen. Und das ist doch das Wichtigste. Oder?