Ungeimpft
Nachdem es in den ersten Monaten dieses Jahres schon mehr Masernfälle gab als im gesamten letzten, sogar Todesfälle, sollen Kitas Impfmuffel melden. Ich glaube, es ginge viel einfacher.
Wenn Mitarbeiter der Kitas die Eltern aushorchen sollen, damit sie der Meldepflicht genügen können, ist das kein vertrauensteigerndes Unterfangen. Auch stelle ich mir die Frage, ob ein dahingesagtes „wir waren beim Gesundheitsamt“ jede weitere Nachfrage erstickt. Oder müssen Eltern „Beratungsscheine“ vorlegen, damit sie beweisen können, dort gewesen zu sein?
Die Bürokratie wird das sicher mit Formblättern in den Griff kriegen. Allerdings ist nicht die Beratung das Problem bzw. das Ziel. Statt maximaler Beratungsrate muss eine maximale Impfrate das Ziel sein. Denn Beratung schützt nicht, wie das Robert Koch-Institut meldet. Wer dabei an „die Kleinen“ denkt, übersieht die vermeintliche Ausrottung z.B. der Masern bei den Impfungen in den 1990ern. Die Kinder dieser Generation sind nun besonders gefährdet.
Natürlich gibt es ein statistisches Risiko beim Impfen. Allerdings gibt es genug Statistiken aus anderen Bereichen, die ein erhebliche größeres Lebensrisiko ausweisen, als es eine Impfung mit sich bringt. Wäre es eine Sache, die jeder mit sich ausmachen oder – was schlimm genug ist – „nur“ seinem Kind antun kann, müsste man das wohl aushalten. Es handelt es sich jedoch um hochinfektiöse Krankheiten. Ungeimpfte sind die perfekten Mutterschiffe für die Verbreitung und können so andere schädigen. oder sich selbst – bis hin zum Tod.
Daher halte ich nichts von Strafen, wenn jemand sich der Beratung verweigert. Wer keine Impfung hat, darf nicht in den Kindergarten oder in die Schule, denn er bedroht die Allgemeinheit. Das ist asozial. Solange keine konkreten medizinischen Gründe bei Ungeimpften gegen die Impfung sprechen, gäbe es bei mir keinen Kindergartenplatz und Schulausschluss (bei fehlender Folgeimpfung). In Italien ist Ersteres mittlerweile Gesetz. Das trifft viel härter als eine Geldstrafe und schützt die Allgemeinheit. Beispielsweise die Eltern geimpfter Kinder mit Impflücken aus den 1970er bis 1990ern.
3 Tote pro 1.000 Masern-Erkrankungen ist deutlich: die statistische Wahrscheinlichkeit ungeimpft an Masern zu sterben ist signifikant höher, als die Chance, nach einer Impfung eine zwar keinesfalls harmlose, jedoch nicht tödliche Nebenwirkung zu erleiden (1:10-40.000).
Wenn dann ausgerechnet ein Gesundheitsminister meint, dass eine Impfpflicht unnötig sei, ist das für mich ein deutlicher Beleg dafür, dass Politiker ihre Posten keineswegs zwingend aufgrund ausgewiesener Fachkompetenz haben. Da entscheidet eher Parteienproporz und politische Vetternwirtschaft.