KonsequenzenAlleBahnfahren ohne Karte

gesellschaft,gedanken,medien

Ausgeschulzt

Erstellt: 15.05.2017 Lesedauer 1 - 2 Min.

Da hat im wahrsten Sinne des Wortes „die Kraft“ gefehlt: in NRW hat es sich endgültig ausge­schulzt. Gefeiert wie ein Gott, ist Martin Schulz sehr schnell in den Niederungen der Sterb­lich­keit angekommen.

Es hatte was von laut Singen im Wald. Wider die Vernunft wurde Herr Schulz mit 100% zum SPD-Kanzler­kandidaten gewählt. Wobei – „der gültigen Stimmen“. Hat jemand die ungültigen gezählt?

Ihm war´s egal, er begann die Inszenierung einer SPD-Utopie jenseits der Lebens­realitäten derer, die ihn bzw. seine Partei für die abstrakten und sozial­roman­tischen Ziele wählen müssten. Ihm muss doch klar gewesen sein: Nach 100% kann es nur noch abwärts gehen.

Sein Zweck­optimismus nach der Wahl, dass jetzt die Bundes­tags­wahl gewonnen werde, lag wohl am Endorphin-Spiegel. Wobei es schon irritiert, wie lange der so hoch bleiben konnte. Immerhin ging ihm die Wahl in Schleswig Holstein „unter die Haut“. Reuters titelt „0:3 gegen Schulz“ und zitiert einen etwas abgebrannte Licht­gestalt. Er sei kein Zauberer und habe nun drei versemmelte Landtags­wahlen am Hacken. So mancher würde das als Zeichen verstehen. Er will „sein Thema“ prüfen.

Dem viel beschworenen „Schulz-Zug“ fehlen offenkundig die Kohlen für den Kessel. Ein selbst­gefälliges Präsidium und entsprechend angefixtes Parteitag-Publikum ist letztendlich genauso verblendet, wie so mancher Brüllheini bei Veranstaltungen extremerer Parteien. Blöd, dass eine davon nahezu das an Stimmen eingesammelt hat, was „die Kraft“ verloren hat. „Thema prüfen“ erscheint mir da eine etwas zu spärliche Reaktion. Aber was weiß ich von der Sieg­strategie von Martin.

Für mich kackt da eine Partei nach heftiger Selbst­eupho­risie­rung ziemlich gewaltig ab, ohne sich selbst zu fragen, woran es liegen könnte. Ich teile den Standpunkt eines Beitrags bei der Welt: Steinmeier hätte es wuppen können, den hat Gabriel – mutmaßlich aus selbst­gefäl­ligem Kalkül – weg­gelobt, gleich­zeitig wissend, dass er selbst es nicht wuppen kann. Dass „der Martin“ es genauso­wenig kann, dürfte jetzt selbst bei denen angekommen sein, die ihn in die Position gehoben haben.

Warum hatte er eigentlich keinen Gegen­kandidaten? Zugegeben. Bei der SPD wimmelt es nicht gerade von charis­matischen oder zumindest kompetenten Führungs­kräften. Die „100%“ könnten jedoch schlicht das Ergebnis von blanker Angst gewesen sein. Niemand wollte das Debakel erleben, dass der einzige Kandidat durchfällt. Was – mit Blick auf das was bis jetzt schon daraus geworden ist – womöglich das kleinere Problem gewesen wäre.