Der Drohne sei Dank!
Im Film- und Fernsehen wird immer mehr aus der Vogelperspektive gezeigt.
Weil´s billiger ist und zwar viel Raum, jedoch wenige Details zeigt.
Mag sein dass ich mir das einbilde. Allerdings finde ich es auffällig, wie viele Filme und und teilweise auch Reportagen mit wachsendem Zeitbudget ihre Bilder aus Drohnenaufnahmen schöpfen. Der gestrige Tatort hatte gefühlt Minutensequenzen mit Luftaufnahmen, die vergleichsweise einfach und preiswert erstellbare Zeitfüller und Stimmungsgeber waren. Selbst Handwerker-Sendungen auf VOX und Co. kommen mit wenigstens einem Rundflug um die Hütte daher.
Gute Luftbilder waren bis vor wenigen Jahren noch ein hoheitliches Privileg. Es gab Firmen, die mit einer Luftbild-Lizenz ausgestattet insbesondere im ländlichen Bereich ordentlich Geld daran verdienten, wenn Papa sich ein Luftbild vom neuen Eigenheim über den Sims hängen wollte. Die Märklin-Ansicht von der eigenen Hütte lässt sich mittlerweile bei vergleichbaren Kosten mit einer eigenen Drohne und zusätzlich aus allen Himmelsrichtungen und für alle Jahreszeiten erstellen.
Landschauftsaufnahmen von der nudistisch veranlagten oder eventuell sich in ihrem von Hecken umschlossenen Garten vor neugierigen Blicken geschützt und sich daher sicher fühlenden Nachbarin natürlich ebenfalls. Wenn sie das bildgebende Fluggerät registriert, wird es die genetische Anlage wahrscheinlich kaum beeinflussen, das Sicherheitsgefühl im eigenen Garten oder auf dem Balkon mit Sicherheit.
Den Blick von Oben hat uns bereits vor längerer Zeit Google-Maps eröffnet. Selbst ohne Drohnenflug sind Dank Hochleistungsobjektiven, in Satelliten installiert, extrem detaillierte Ansichten aus Nachbars Garten frei zugänglich. Die richtig scharfen Bilder werden von denen benutzt, die den Satellitenrundflug initiiert haben und finanzieren. Wofür sie die Bilder brauchen, lässt sich nur vermuten. Eine Idee liefert jedoch sicher der Umstand, dass es für Geländebereiche, die unter dem Oberbegriff „Militär“ laufen, häufig nur signifikant schlechteres Bildmaterial gibt.
Bei ausreichender Blickhöhe verschwindet diese Bildmanipulation in der Auflösungsminderung. Das entspricht dann dem, was Vogelperspektive bedeutet: sie erweitert zwar den Horizont und schafft einen Überblick, dafür gehen die Details verloren. Wo früher aufgrund technischer und vom Sender vorgegebenen Budget-Grenzen echte Kreativität für die 90 Minuten Krimi nötig war, wird heute mit einer Video-Drohne die dramaturgische oder vom Sendefenster vorgegebene Filmlänge gefüllt.
Die Reizüberflutung der Bilder von oben sorgt dafür, dass beeindruckende Bilder – die zweifellos damit möglich sind – an Kraft verlieren. Ein Drohnenrundflug durch das zerstörte Allepo verkommt aufgrund der Abstumpfung schlimmstenfalls zu einem Trailer für ein Endzeit-Ballerspiel. Stellt sich mir die Frage, was mit dem Video erreicht werden sollte. Denn diese Bilder lassen sich in viele Richtungen deuten. doch unabhängig davon verstellt es den Blick auf das Elend am Boden.