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Jamaika, Kenia, LmaA?

Erstellt: 30.10.2017 Lesedauer 1 - 2 Min.

In den letzten Wochen ist viel von Ländern die Rede, die wohl kaum jemand als Beispiel für erfolgreich und relevant nennen würde.

Nachdem die Reise nach „Jamaika“ ohne Ticket geblieben ist, wird jetzt über „Kenia“ diskutiert. Dass dafür jemand einen (vermeintlichen) Exportschlager aus der Karibik geraucht haben muss, als er sich diese Begrifflichkeiten ausgedacht hat, liegt – für mich – auf der Hand. Denn was soll ich als Bürger der größten Volkswirtschaft in der EU von derartigen Aussichten halten?

Eine kurze Visite bei Wikipedia lässt Jamaika eher unattraktiv wirken. Wäre es eine echte Perspektive, würden die Menschen dort bleiben – sie wandern jedoch aus. Die Ureinwohner gehen, stattdessen kommen Träumer aus Europa, die glauben warm und rund herum Wasser sei genug. Das war mal eine britische Kolonie. Typischerweise das Brandzeichen für Ausbeutung und Unterdrückung. Keine gute Voraussetzung für Demokratie, Stabilität und den mantraartig beschworenen „Aufschwung“. Schwung haben in der Kabrik eher verheerende Stürme, die alles in Klump und Asche hauen. Gute Aussichten sehen anders aus.

Wenn ich mir im Anschluss die Infos zu Keniaansehe, ist das ziemlich ungeeignet, um die Stimmung aufzuhellen. Immerhin dürfen seit 2002 Frauen erst ab 17 Jahren beschnitten werden. Ob das dort jemanden interessiert, ist ungewiss. Homosexualität ist strafbar, es gibt Hunger, es gibt Überschwemmungen, 22% der Menschen sind Analphabeten.

In Deutschland sind es aktuell rund 12%, was mit Blick auf die vermeintliche Alternative bei der letzten Bundestagswahl eine augenfällige Korrelation ist.

Egal wie ich es drehe. Wenn ich mir vor Augen halte, dass Deutschland Platz 4 der HDI-Liste hält, während Jamaika Rang 94 und Kenia auf Rang 146 steht, frage ich mich, weshalb wir uns verbal „nach unten“ orientieren. Es gibt eine Theorie, die besagt, dass häufiges, lautes Aussprechen ein Ziel erreichbarer macht. Unter diesem Blickwinkel wäre „Norwegen – Norwegen – Norwegen“ das bessere Mantra.

Wobei die Farbkombination dieser Flagge in unserer Politik-Landschaft erst mit den ebenfalls diskutierten Neuwahlen legitimiert werden müsste und ein Bündnis beschreiben könnte. Denn aktuell hat sich die Farbe ziemlich hinterfotzig in die politischen Gremien geschummelt. Außerdem klingt „Jamaika“ und „Kenia“ zumindest lustig und fröhlich, „Norwegen“ irgendwie nach Härte und Tristesse.

Doch statt simplifizierender Farbenlehre sollten sich unsere Medien mehr mit Inhalten, Ignoranten und Feiglingen beschäftigen. Denn das Fahnenschwenken“ verniedlicht, dass unsere Politiker augenscheinlich zunehmend unfähiger werden, das zu tun, was gute Politiker ausmacht: Kompromisse und Problemlösungen finden.

Dass sich daraus die wachsende Politikmüdigkeit und Frustration speist, dürfte mittlerweile selbst bei denen in den letzten Reihen des Bundestages angekommen sein. Grundsätzlich sollten all diese Listenrücker mit anderen Arbeitsbereichen, z.B. die Kanzlei oder ein Vorstandsplätzchen, mal drauf besinnen, was „gewählt werden“ in einer Demokratie eigentlich bedeutet.