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politik, gesellschaft, recht

Das Würstchenbuden-Problem

Erstellt: 26.03.2018 Lesedauer 1 - 2 Min.

Frau Barley hat ein Kernproblem deutscher Kontrollwut erkannt: da, wo es allen was brächte, schaut die Politik ungern hin – eher weg.

Wenn Frau Barley sagt „Jede Würstchenbude in Deutschland wird besser kontrolliert als ein Unternehmen wie Facebook“1 dann trifft das voll und ganz zu. Allerdings ist es wundersam, dass sie erst jetzt zu dieser Erkenntnis kommt. Es ist doch allgemeine Sitte in der Republik, dass die Politik den Großen lieber die Klöten leckt, als sie mal dran zu packen.

Facebook ist aktuell ein praktisches Profilierungsopfer, weil es ein US-Konzern ist und der US-Präsident gerade einen auf dicke Hose macht. Verallgemeinert ist diese Feststellung jedoch angebracht auf Fahrzeugbauer, die einfach irgendwelche Zahlen nach Flensburg melden, wo keiner auf die Idee kommt, das mal unabhängig und belastbar zu überprüfen. Da haftet dann auch keiner für das, wofür jeder kleine Handwerker für Jahre einfahren würde. Da wird sich arrangiert, generell wird da gern von *systemrelevant* gesprochen, was der Persilschein für alle mit reichlich dicker Aktiendecke ist. Wenn Banken sich einen Dreck um Eigensicherung kümmern, dann wird halt gerettet.

Die Lufthansa schickt einen Manager zu Air Berlin, der lässt sich noch eine Gehaltsgarantie geben, bevor er den Laden Übernahmereif schießt. Da wird sogar noch mit einem kräftigen Staatskredit Geld hinterhergeworfen. Irgendwo müssen die Steuern ja hin. Dass die Lufthansa davon keinen Cent für ihre Pflicht ausgibt, nämlich die gesetzlich klar geregelte Übernahme von Arbeitnehmern, interessiert in der Republikanischen Chef-Etage bisher offenbar ebenfalls wenige bis keinen.

Also Frau Barley: Ziehen Sie doch einfach mal ein paar Kontrolleure aus den Würstchenbuden ab und schicken Sie die dahin, wo es sich für alle lohnt. Würde wahrscheinlich den sozialen Frieden stärken und extremen Parolen die Projektionsfläche nehmen. Denn wenn sich das Geld fairer verteilt, darf der Achmed ruhig fünfmal täglich nach Mekka2 nicken, solange er mir meine Schweine-Bratwurst an der Bude gönnt und die ein paar Cent billiger wird, weil einige sinnfreie Auflagen weggefallen sind.

1Quelle: Kölner Stadtanzeiger, Seite nicht mehr verfügbar, 07.03.2024

2Zur Info: „Das Pflichtgebet“, Quelle „orientdienst.de“, nicht mehr erreichbar, 07.03.2024