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Der passende Glaube

Erstellt: 03.09.2018 Lesedauer 2 - 3 Min.

In Brandenburg wurde ein Kloster „re-christianisiert“. Die Reporterin ist völlig begeistert und ignoriert, dass niemand dort danach gerufen hat.

„Endlich! 200 Jahre weltliches Dasein sind vorbei“. So beginnt der erkennbar euporisierte und tendenziöse Bericht der „Tagesthemen“, von Griet von Petersdorff. Da kommen ein paar Mönche in ein ehemaliges Kloster zurück und werdern als Pioniere gefeiert, weil sie ihr „opulentes Kloster“ verlassen haben, um im „glaubenskargen Osten“ eine „katholische Oase“ neu zu begründen. Es war einmal eine Ureigenschaft von Mönchen: losziehen, Klöster aufbauen, dort in Abgeschiedenheit den eigenen Glauben leben.

Mit Opulenz hatten Mönche ebenso wenig am Hut, wie ein Landstrich karg ist, wenn es dort wenige Katholiken gibt.

„Karg“ erscheint mir bei den eingangs des Berichts gezeigten Bildern des Klosters als eine außerordentlich unpassende Vokabel. Das sieht nach bestens erschlos­senem Kloster und gepflegter Parkanlage aus. Es darf sicher aus­geschlos­sen werden, dass die sechs Brüder das mal eben in den letzten Monaten aus dem Boden gestampft haben.

Da hat sich jemand anders gekümmert. Denn wäre 200 Jahre keiner aktiv gewesen, stünde wohl kaum noch so ein bestens gepflegter Prachtbau im Grenzgebiet zu Polen herum. Wer sich über die zwei Jahrhunderte gekümmert hat, wird im Bericht verschwiegen, vielleicht, weil es offenkundig ist. Die Innenaufnahmen zeigen eine verschnörkelt überbordende Kirche, daher darf angenommen werden, dass die katholische Kirche nie wirklich weg war. Sonst sähe es dort sicherlich „karg“, in jedem Fall „anders“ aus.

Es gibt im Bericht nur „einhellig herzlichen Empfang“, was daran liegen könnte, dass eine den Bildern nach „katholische Oase“ gleichermaßen eine tendenziöse Blase sein kann, die bei solchen Ereignisse natürlich nur Gleichgesinnte lockt. Der Görlitzer Bischof hat taktisch klug den Publicity-Knopf gedrückt. Wären statt sportlichen, „modernen“ eloquenten Mönchen dunkelhäutige, gebrochen deutsch sprechende Glaubensbrüder eingezogen, hätte womöglich eine Abteilung Sprechchöre der „Deutschland den Deutschen“-Abteilung die Stimmung getrübt. Der Bischof will eine „Trendwende“ einleiten – von welchem zu welchem, und für wen das gut ist, bleibt ungenannt. Er hat sich Gastarbeiter geholt, die mit passender Exotik seinen Job unterstützten sollen.

Den einzig kritische Ton äußert ein Mönch der beklagt, „es ist furchbar nervig, wenn man nur touristische Deko ist“. Möglicherweise hat er erkannt, was sein Schicksal sein dürfte. Denn die Neubelebung des Klosters mag gegen den Trend sein.

Eine Schwalbe die im Herbst hier bleibt, verändert weder das Wetter noch tut sie sich selbst damit einen Gefallen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Neuzelle in Brandenburg strategisch für eine Katholisierung Brandenburgs geschickt gewählt ist. Die eigene Webseite des Klosters konterkariert zudem noch die im Bericht geschilderte Modernität. Sie spiegelt den tatsächlichen Hintergrund. In Neuzelle sind Traditionalisten eingezogen.

Wie wohl der Bericht ausgefallen wäre, hätte Frau von Petersdorff darüber berichten müssen, dass in Neuzelle jetzt ein Muezzin von einer Zinne ruft? Der Bericht hätte wohl kaum mit „endlich“ begonnen. Solche Freude bleibt dem „passenden Glauben“ vorbehalten.