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Die Sonntagsfrage

Erstellt: 16.02.2018 Lesedauer 1 - 2 Min.

Mit Umfragen soll die Meinung der Bevölkerung erforscht werden. Dass damit die Meinung gleichermaßen gemacht wird, ist ein gewollter (?) Nebeneffekt.

Der Spiegel titelte gestern, die Sozen hätten das schlechteste Umfrageergebnis ever. Das ist etwa so, wie die Bevölkerung nach einem Terroranschlag fragen, ob die Todesstrafe eventuell doch eine Option sei.

Natürlich macht es mich nachtdenklich, wenn die sogenannte „Volkspartei“ auf dem Niveau einer AfD herumdümpelt. Allerdings versteckt sich da schon wieder so ein journalistischer Anachronismus. In einer Demokratie sind alle Parteien „Volksparteien“. Sie werden nämlich vom Volk gewählt. Deshalb sind AfD, Gründe und Linke gleichermaßen Volksparteien. Ebenso wie die vielen kleinen, die an der fünf Prozent Hürde scheitern. Es ist eine Frechheit, einer Partei erst dann „Volksstatus“ zu geben, wenn sie unumgängliche Mehrheiten hat. Das lässt die immer wieder geforderte Achtung von Minderheiten absurd erscheinen. Vor allem dann, wenn die unumgänglichen Mehrheiten allein aufgrund des Etiketts Volkspartei geschaffen werden, obwohl die Statistik dieses Gruppierungsmerkmal in Abrede stellt.

Doch wenn Politiker Menschen als Kameltreiber oder Kümmelhändler verunglimpfen, stellen sich den so Verunglimpften völlig zurecht sofort Gegenredner zur Seite. Allerdings geht es – bei genauerer Betrachtung weniger um die Verunglimpften. Der Verunglimpfer ist das Ziel, weil dessen Diskreditierung zu eigener Profilierung führt. Zumindest die eigenen Chancen theoretisch verbessert.

Oder würden sich die Empörten ebenso engagieren, wenn die beschimpfte Minderheit in Oberammergau eine Moschee errichten will? Da wäre der regionale Volksglaube sofort auf den Barrikaden und es fänden sich bestimmt reichlich Argumente, damit die Minderheit schön den Ball flach hält. Minderheiten sind nur dann gut, wenn sie still mitlaufen. Wer will schon, dass die Relevanz haben. Dann wäre eine ernsthafte Auseinandersetzung nötig. Mit Integration beispielsweise. Oder warum es „Sonntagsfrage“ heißt. Anderen wäre es bedeutsamer, wenn es eine „Freitagsfrage“ wäre.