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Mehr Wohngeld

Erstellt: 21.09.2018 Lesedauer 2 - 3 Min.

Ab 2020 soll es mehr Wohngeld geben. Wem nützt das denn letztendlich?

🔍 Symbolhaft „Geld“
Mit der angekündigten „Wohnraumoffensive“ soll später, nämlich erst ab 2020, Geld für alle in die Hand genommen werden, die sich Wohnen kaum noch leisten können. Außerdem sollen 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden. Hierzu gibt es keinen Zeitplan. Nur die Aussage „klotzen statt kleckern“.

Bevor Her Altmaier solche Aussagen raushaut, sollte er sich eventuell mal mit dem „eigentlich“ dafür zuständigen Innenminister Seehofer verständigen. Wobei der lieber fragwürdige Beförderungen ausspricht und der AFD nach dem Mund redet. Da hat der Bundeswirtschaftsminister offenbar seine Profilierungslücke für sich entdeckt, denn das Thema könnte eventuell noch jemanden interessieren.

Allerdings läuft er natürlich Gefahr, dass er mit seinen Aussagen die Verdrossenheit der Bürger noch weiter treibt. Ob er er sich mit Herrn Schäfer-Gümbel von der SPD unterhalten hat, der in Wien eine Lektion „wie man Wohnungen baut“ bekam? Die Erkenntnis, dass dort 3.000 Wohnungen in 7 Jahren entstehen, für die Deutschland wohl Jahrzehnte benötigen würde, wundern in Zeiten eines BER niemanden.

Es zeigt statt dessen auf, dass sich die Ergebnisse der Tagespolitik zunehmend und eventuell in ferner Zukunft abspielen, was allen, die jetzt ein Wohnproblem haben, wenig Trost bietet. Da erscheint Wohngeld ab 2020 fast schon euphorisierend nah. Bis dahin werden zwar noch einige auf der Strecke bleiben, weil ihnen zwischenzeitlich die durch in vielen Fällen mehr als fragwürdige „Sanierungen“ begründeten Mieterhöhungen den Hals brechen. Wer durchhält, ein Jahr lang zwecks Sparen nur kalte Ravioli aus der Dose konsumiert und den erwartbaren Formularwust stemmt, könnte vielleicht das Lichtlein am Tunnel-Ende sehen.

Damit bleibt dann zwar die übersanierte Wohnung durch staatlichen Beistand erhalten, im Grunde ist das Wohngeld dann jedoch weniger für die Mieter, als eine versteckte Subvention für den Vermieter. Denn der darf seine Sanierungskosten dauerhaft und saftig auf die Miete aufschlagen. Bei jeder Mietsache hat der Vermieter üblicherweise auf „Stand der Technik“ zu achten, ohne dass er dafür satte Aufschläge kassieren kann. Nur bei Wohnungen wird – mit Wohngeld – eine Selbstverständlichkeit anderer Bereiche zur Gelddruckmaschine.

Wenngleich das „Wiener Modell“ vermeintliche Schattenseiten hat, weil im Grunde jeder eine geförderte Wohnung bekommen kann, ist genau darin ein entscheidender Vorteil des Verfahrens erkennbar. Es „egalisiert“ soziale Unterschiede, verhindert Gettoisierung und sorgt gleichzeitig dafür, dass der private Wohnungsbau von ganz allein in einem bezahlbaren Rahmen bleiben muss. Was natürlich im krassen Gegensatz zur von Anfang an systematisch betriebenen Klassentrennung in unserer Republik steht. Wer will schon seinen vergoldeten Jaguar neben einem ranzigen Fiat Panda parken.

Mit den Steuergeldern für Wohngeld der „Wohnraumoffensive“ werden letztendlich nur Immobilienfonds und Investoren mit noch mehr Geld versorgt, dass für weitere Baumaßnahmen zur Ausbeutung derer verwendet wird, die keinen Gedanken an Fondsanteile verschwenden, während sie im Zweitjob Regale befüllen.