Gourmet-Dessert und Proleten-Pizza
Zur Weihnachtszeit überschlagen sich die Supermärkte mit lukullischen Sensationen. Zumindest versprechen das die Prospekte. Was verkaufen die wohl den Rest des Jahres?
In den wöchentlichen Prospekten von Aldi, Lidl, Kaufland, Rewe, … wird die Zeit eingeläutet, in der es – endlich! – mal was vernünftiges zu kaufen gibt. Zumindest wird der Eindruck vermittelt. Insbesondere zu christlichen Feiertagen stapelt sich „Gourmet“-, „Genuss“-, „Frische-Knaller“-Ware auf der deutlich gewachsenen Anzahl Seiten.Was bekommen eigentlich an den anderen Tagen angeboten, wenn den Produkte das „Gourmet-Siegel“ fehlt? Ist das die Resterampe dessen, was für die Produktion der hochwertigeren Ware übrig bleibt und halt auch weg muss?
Es ist schon verwunderlich, wenn bei gleicher Packungsgröße wie im übrigen Jahr jedoch vermeintlich edlerem Design etwas angeblich Höherwertiges enthalten soll als sonst. Dabei nur unwesentlich teurer, es wird vermittelt, es sei ein Schnäppchen – bei dieser Qualität!
Offenbar sind wir wirklich derart leicht täuschbar. Wären wir klüger, würden Werbende sich den Aufwand für „Weihnachtsverpackungen“ sicher sparen. Dabei werten diese Maßnahmen im Gegenzug das übrige Sortiment ab. Was kein „Gourmet“… schmückt – was ist das wohl? Proleten-Futter? Zugegeben: Slogans der Art »Macht satt!« oder »Neue Rezeptur – jetzt weniger Durchfall!« ziehen weniger als »Gourmet…«. Wobei es womöglich viel relevantere, vor allem ehrlichere Information wäre.
Es ist ein ziemlich plumper psychologischer Trick, das Gleiche in anderer Verpackung anzubieten, mit der Suggestion, es sei etwas ganz Besonderes, Besseres als sonst. Es mag Leuten helfen, aus einer Realität zu fliehen, mit der sich ein wachsendes Prekariat konfrontiert sieht. Dem wäre jedoch mehr geholfen, wenn sie das ganze Jahr über zu vernünftigen Preisen vernünftige Nahrungsmittel kaufen könnten. Allerdings ist dieser gesellschaftliche Aspekt kein relevanter Bestandteil des Kapitalismus oder im Fokus von Aktionären.
Der liegt eher darauf, dass der Mensch zu Feiertagen bereit ist, sich mal was zu gönnen – da muss jemand den Rahmen schaffen und den Rahm abschöpfen.
Wer sich wirklich was gönnen will, sollte daher die rosa Brille absetzen, damit es leichter fällt sich auf das zu besinnen, was wichtig ist: Die Tatsache, dass die Verpackung weggeworfen wird. Es kommt drauf an was wirklich drin ist – egal was drauf steht.
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