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klein gegen GROSS

Erstellt: 08.03.2020 Lesedauer 2 - 3 Min.

Da kommt so ein kleiner Virus daher und unsere Gesellschaft tickt völlig aus. Alles was von der Norm abweicht, versetzt uns in Panik.

🔍 Könnte auch eine Birkenpolle sein, die einen Allergiker umbringt…
Mir scheint es, als können viele nur noch in engen, normierten Bahnen ihr Leben bestreiten. Alles Abweichende wird sofort argwöhnisch beäugt und mehr oder minder heftig darauf reagiert. Den teilweise Überbordenden und bizarren Reaktionen auf »Corona« (erinnert mich lautmalerisch an einen Titel der Gruppe „The Knack“, deren Bandname und sogar der Titel »Ooh, my little Wuhan one, viral one…« in diesem Kontext bemerkenswert passend erscheint) legen nahe, dass bei einem Großteil im Gefühls­koffer die Element „Gelassen­heit“ sowie „Umwelt­taug­lich­keit“ fehlen.

In der Schule stellen sich Lehrer mit Atem­maske und Schutz­brille vor die erste Klasse und versprühen alle paar Minuten Des­in­fek­tions­mittel vor sich in der Luft1. Da sollten wir vielleicht zum Schutz derart sensibler Mit­men­schen Sendungen wie »klein gegen GROSS« in Zeiten des Corona­virus besser vorüber­gehend aus dem Programm nehmen. Für die müssen solche Show-Titel regelrecht pervers erscheinen…

Andere hamstern Klopapier, weil sie offenbar annehmen, man könne „die Scheiße“ damit vielleicht besser meistern. Weil die Preise für Desinfektionsmittel mittlerweile den eines guten 10-jährigen Scotch hinter sich lassen, kann gleich der genommen werden. Immerhin duften die Hände damit angenehmer.

Dosenfutter (für Menschen…) schwingt sich zum Verkaufs­schlager auf, Endzeit-Szenarien geistern durch die Boulevard-Presse:

Huaaaa – wir werden alle sterben!

Ja das werden wir.

Ist halt so. Der eine früher, der andere später, irgendwann ist jeder dran. Ein beachtens­werter Teil der Bevölkerung stirbt keinen Tod wegen Alters­schwäche. Manch­mal ist es ein Bus, manch­mal ist es ein Krebs, manch­mal ist es ein Virus. Das ist ein allgemeines Lebens­risiko, mit dem ein Arran­ge­ment unabdingbar ist.

Das soll kein Appell an den Fatalismus sein. Eine gewisse Umsicht (links-recht schauen vs. Bus), Vorsorge (vs. Krebs) sowie Hygiene (vs. Virus) haben markanten Anteil am Überleben derer, die es doch bis zur Altersschwäche schaffen. Die wenigsten davon haben das mit Ängstlichkeit, Panik oder asozialem Verhalten geschafft. Das ist Stress pur, der beschleunigt die Lebensuhr.

Die überwältigende Mehrheit dieser Menschen hat eine sehr solide Gelassenheit entwickelt. Nehmen wie es kommt ist erheblich stressfreier als der ständige Versuch, allen potenziellen Bedrohungen auszuweichen. Wer sich ständig ängstlich zu seinen potenziellen Verfolgern nach hinten umschaut, übersieht leicht den Baum, gegen den er gleich knallt.

Ja­. Wir werden alle sterben. Doch die meisten von uns sehr sicher an etwas anderem als dem Corona­virus. Das ist die Per­spek­tive, auf die ich mich konzen­triere. Falls es anders kommt ist das halt so. Jeden­falls lass ich Großer mich von so einem Kleinen keinesfalls in eine Lebens- oder Sinnkrise stürzen. Panik war noch nie für etwas gut.

Das Bild stammt von Pixabay.

1Das ist keineswegs ausgedacht, sondern das verstörende Erlebnis eines Grundschülers (und seiner Mitschüler).