No-App-Schnäppchen
Gerade habe ich einen echten „Schnapper“ gemacht: Einen Haushaltsgegenstand, für den ich weder eine App herunter laden, noch einen QR-Code scannen muss, der mich zu einer unverständlichen Anleitung führt.
Das sind selten gewordenen Momente im Discounter, wenn etwas angeboten wird, dass „einfach so“ benutzbar ist. Also „wie früher“, als wir noch ohne App kochen, zum Einkaufen laufen oder kommunizieren konnten. Konkret war es eine Körperwaage, die tatsächlich nur genau das macht, was auf der Verpackung drauf steht: sie wiegt Körper. Kein Wasser-, Körperfett-, was weiß ich Anteil, keine Speicherfunktion für alle (genauer: n-1) Familienmitglieder oder Bluetooth-Funktion für eine App, die mein Gewicht nur nach Anmeldung bei eine dubiosen Plattform in einer Chart auflistet, in die hinein-zoomen muss, wenn ich es konkret für „gerade eben“ wissen will.Die erworbene Waage macht es sich einfach: Drauf steigen, wiegen, Gewicht anzeigen, fertig: »Benutze dein eigenes RAM, wenn du den Wert morgen wissen willst.« Das eröffnet völlig neue Dimensionen: Wird das zuletzt gemessene Gewicht vergessen, kann das gewollt oder das erste Zeichen für Alzheimer sein. Gestern 34 Gramm leichter oder schwerer, ist sowieso absolut egal. In die Maßeinheit „Tonne“ umgerechnet steht immer „0,“ am Anfang, was psychologisch einen bemerkenswert positiven Effekt hat.
Was mir am besten an dieser Waage gefällt, ist die gelungene Symbiose aus „was früher praktisch war und heute praktisch ist“. Kein Gewese beim eigentlich Vorgang: Drauf, ablesen, fertig. Das Gewicht wird, vorteilhaft für abnehmende Sehleistung, mit großen, selbst bei 1,8 Meter Abstand (Waage → Augen) hervorragend lesbaren, satt schwarzen LCD-Ziffern angezeigt. Ist ja genug Platz, wenn sonst keine weiteren Zusatzinfos angezeigt werden müssen. Wem das noch zu wenig ist: Es passen Batterien vom Typ „AAA“ hinein, keine nur im Fachhandel erhältlichen Exoten zu entsprechenden Preisen.
Sie wird ihren Dienst noch verrichten können, wenn die Apps anderer Lösungen nur noch auf völlig veralteten Betriebssystemen laufen oder schlicht den Dienst versagen, weil der Hersteller mich zum Neukauf von einer „noch geileren Waage“ Zwangsmotivieren will, die mich Bedarfsweise mit einem psychologischen Notdienst in Timbuktu verbindet, sollte mich das Messergebnis emotional zu hart treffen. Oder eine Liste der Krankenkassen anzeigt, die mich noch als Kunden akzeptieren, weil ich seit 7 Tagen 500g vom von irgendwem beschlossenen perfekten Körpergewicht abweiche.
Früher was definitiv keinesfalls alles besser. Doch manches schon.