Vergleichspreis-Blödsinn
Der gesetzlich vorgeschriebene „Kilopreis“ darf offenbar „Äpfel mit Birnen“ vergleichen. Zumindest erwecken zwei Preisschilder bei einem Discounter diesen Eindruck.
Zwei von der Verpackung und Inhaltsbeschreibung her identische Weichkäse (.s.u.) der Hausmarken eines großen blau-gelben Discounters werden zu unterschiedlichen Preisen bei gleichem Gewicht angeboten. Lediglich die „Darreichungsform“ ist unterschiedlich.
Der eine als Kugel, 200g-„Beutel“ für 0,79 €, der andere als Rolle, 200g-„Packung“, für 0,99 €. Der Morgenmüdigkeit geschuldet ging der Griff spontan zur Kugel, die „für 200g“ vermeintlich 20 Cent günstiger ist.
Auf dem Weg zur Kasse regten sich Zweifel: Weshalb sollte der „Rollenkäse“ so viel teurer sein?
Umgedreht, Preisschilder genauer angesehen und den „Kilopreis“ aus dem „Packungs-“ bzw. „Beutelpreis“ ausgerechnet. Und verwundert die Augen gerieben:
Was | Hochgerechneter Kilopreis | lt. Preisschild |
---|---|---|
Kugel | 3,95 €/kg | 6,32 €/kg |
Rolle | 4,95 €/kg | 4,95 €/kg |
Wieso ist „das Kilo Kugel“ teurer, wenn „der Beutel“ doch eigentlich günstiger und das Gewicht das Gleiche ist?
Die Verpackungen — in der Anmutung für den Verbraucher beides „Beutel“ — offenbarten dass Gewicht laut Preisschild keine belastbare Aussage ist:
Was | Brutto-Inhalt | Abtropfgewicht | Preis | Abtropfpreis/kg |
---|---|---|---|---|
Kugel | 220g | 125g | 0,79 € | 6,32 € |
Rolle | 330g | 200g | 0,99 € | 4,95 € |
Der „Abtropf-Preisvergleich“ erklärte den signifikanten Preisunterschied beim Kilopreis. Die Rolle ist demnach signifikant günstiger. Selbst wenn „spontan“ durch den „Preis für 200g“ ein völlig anderer Eindruck vermittelt wird.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Der Schelm in mir sagt, dass durch „Detailfehler“ und verwirrende Angaben auf dem Preisschild der „spontane Eindruck“ (s.o.) gefördert wird, die Kugel sei deutlich günstiger.
Stünde dort 220g, könnte direkt zum Vergleich der Kilopreise anregen. Nach dem Motto „200g ≠ 220g → äh,… — da muss ich den Kilopreis nachsehen“. Was bizarrerweise sogar zum noch schnelleren Durchwinken der Kugel führen könnte:
»Natürlich ist bei der Kugel das Kilo teurer, ist ja das „Abtropfgewicht“, beim anderen das „Packungsgewicht“ – da ist ja noch Brühe drin«.
- Tja, hat geklappt. Reingefallen!
-
- Die Kugel hat eine falsche Gewichtsangabe beim Preis.
- In der „teureren Packung“ ist 60% mehr „Käse netto“ drin, obwohl sie nur 25% mehr kostet.
Wer stellt sich beim schnellen Einkauf schon mit dem Taschenrechner ans Regal und rechnet das aus?
Kein Detail ist womöglich „Beutel vs. Packung“. Zumindest ist auffällig, dass bei der „Packung“ der tatsächliche Käse-Inhalt genau stimmt, während beim „Beutel“ das angegebene Gewicht weder zum Brutto- noch zum Abtropfgewicht passt. Also offenbar „ein Beutel“ verkauft wird, bei dem eine korrekte Gewichtsangabe keine Relevanz zu haben scheint.
Da werde ich wohl mal Leute fragen müssen, die sich damit auskennen.