WLAN für die Küchenmaschine?
Bei einem marktführenden Discounter wird im aktuellen Wochenprospekt ein „Mixer mit Kochfunktion“ angeboten. Das „Highlight“ ist die WLAN-Verbindung. Was sich völlig anders nutzen ließe, als es der Prospekt suggeriert.
Ist ein Display, über das Rezepte abgerufen und „Schritt für Schritt“ erklärt werden, tatsächlich ein „Knüller“? Das kann heute jedes popelige Mobiltelefon. Damit kann ich Rezepte sogar von beliebigen Webseiten holen und während des Wartens auf das Essen noch Nachrichten lesen oder eine Runde daddeln.Für wen wäre es denn tatsächlich nützlich, wenn Rezepte über eine dedizierte „Rezepte-Verwertungsmaschine“ abgerufen werden?
Zuvorderst natürlich der Anbieter, der die Rezepte auf das abstellen könnte, was gerade in der nächstgelegenen Filiale weg muss, bevor es die Tafel bekommt. Zusätzlich lässt sich damit die Lieferkette optimieren. Die bevorzugten Gerichte benötigen Zutaten, die über die Rückmeldung der Maschine vorauseilend im aufgefüllten Regal liegen könnten.
Ist alles schick, doch noch kein konkreter Mehrwert. Was uns schmeckt, wussten die Discounter schon vor der Erfindung des WLAN. Digital werden die Verbrauchsströme mittlerweile so genau gesteuert, dass bereits jetzt kaum etwas in den Container oder zu den Tafeln wandert.
Billig für viele ist Pech für die, für die selbst billig zu teuer ist.
Der echte Mehrwert könnten Daten sein, die von der Maschine kommuniziert werden. Also denen, die Kochvorlieben mit Nutzenden verbinden. Wer viele Gerichte mit Eiern isst, hat womöglich einen hohen Cholesterin-Spiegel. Wer nur Kuchen bäckt, eventuell eine Option auf einen Diabetes mellitus. Mit ein bisschen Versicherungsmathematik könnten sich Wahrscheinlichkeiten auf Herzkrankheiten mittels der Butter-, Zucker-, Eiermengen und den Kalorien errechnen lassen, die der Maschine dank der eigenen Rezepte bestens bekannt sind.
Wer eine WLAN-Küchenmaschine besitzt, könnte bei einer Lebensversicherung oder Krankenkasse zukünftig sehr gezielte Fragen gestellt bekommen oder muss Vertragsausschlüsse akzeptieren. Beispielsweise bei allem, das mit Diabetes mellitus oder Cholesterin zusammenhängt. Oder bekommt einfach keinen Vertrag.
Es gibt sicherlich noch diverse weitere Möglichkeiten für die Verwendung von Informationen, die sich mit der Nutzung so eines Küchengeräts punktgenau zuordnen lassen. Nutzer:innen solcher Geräte könnten durch die Zusammenstellung der „Bilderbücher“ (aka „Schritt für Schritt“) gezielt ohne ihr Wissen in bestimmte Richtungen geleitet werden. Wer weniger liest, stellt wahrscheinlich weniger Fragen: Bilder suggerieren vollumfängliche Antworten.
Das, kombiniert mit dem Kühlschrank, der sich selbst per WLAN füllt und dem Tracker, der weiß, dass der Hintern mal wieder viel zu lang auf dem Sofa saß – damit ließe sich ausgezeichnet die „Spreu vom Weizen“ trennen.
Doch wir haben ja die DSGVO, die das ausschließt.
Wenn sich alle dran halten.
Würden.