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Meine Patientenakte gehört mir

Erstellt: 10.03.2023 Lesedauer ~1:40 Min.

Herr Lauterbach möchte uns gläsern machen. Mit unseren Daten „für die Forschung“, sollen wir alle Versuchskanninchen und Nützlinge für die Industrie werden.

🔍 Datenmengen identifizieren Menschen
Bei der Präsentation der „Digitalen Patientenakte“ hatte er mit Michael Hallek1 einen Befürworter der Datenhortung im Gesundheitswesen mitgebracht, der beiläufig den wesentlichen Grund gegen das propagierte Gesetz aussprach2:

Aktuell müssen wir auf Daten aus den USA zurückgreifen.

Was übersetzt heißt:

Die DSGVO funktioniert, die USA ist diesbezüglich ein Drittland, wenn wir eure Daten erst mal haben, darf die USA auch mal daran nippen – die forschen ja auch.

Wer sich verdeutlicht, wie Google im endlosen Internet Daten findet, bekommt eine Idee, wie lange es wohl dauert„ »pseudoanonyme« Daten einem Menschen zuzuordnen. Bei Bewerbungen oder Versicherungsabschlüssen vorher heraus finden, welche Krankengeschichten oder Gesundheitsrisiken vorliegen, dauert keine Sekunde.

Wer glaubt, dass die Daten sicher seien, hat sich noch nie gefragt, wie Amazon beim Besuch Tage später Vorschläge zur letzten Suche macht, Facebook vor allem Gleichgesinnte zusammen bringt, YouTube die eigenen Videovorlieben kennt, Google je nach Standort unterschliedliche Vorschäge macht, … — ermitteln in weniger Zeit als einem Wimpernschlag.

Gesundheitsdaten sind hochsensibel und deshalb hochinteressant für Leute, die sich ein genaues Bild von mir und meinen Möglichkeiten machen wollen. Sowie den Chancen, daraus für das eigene Unternehmen einen Nutzen zu ziehen. Die „Reparatur“ von »pseudoanonymen« Daten sind mit überschaubarer Rechnerleistung und Dank öffentlicher Datenbanken – wie z.B. Google und andere, die mit ihrem Wissen über uns ihre Umsätze erzielen – ein Klacks. Sobald die Daten für die „Forschung“ zugänglich werden, hat jeder, der will, darauf Zugriff.

Das größte Problem ist der „Leistungsanbieter“. Ein Blick auf digitale Projekte des Bundes zeigt großflächiges Versagen3. Inkompetenz, Ignoranz und endloser Nachbesserungen, sind dabei noch die kleineren Probleme. Viele „Digitalisierungsinitiativen“ wurden nach großer Ankündigung oder auch im kleinen Kreis angeschoben. Diverse Millionen später wurden sie stillschweigend beerdigt oder ein neuer Protagonist murkst weiter daran herum: Die Idee „digitale Krankenakte“ ist mittlerweile über 20 Jahre alt und hat schon mehrere Gesundheitsminister:innen unrealisiert überstanden.

Ein medizinischen Grund gegen die „digitale Akte“:

Ärzt:innen müssen eine Krankenakte lesen – wenn sie vorliegt. Damit haben sie keinen „unverstellten Blick“ mehr – haben sich ja schon andere eine Meinung gebildet. Der anschließen spart Zeit – zu Lasten einer unabhängigen Zweitmeinung.

Das Bild stammt von Pixabay.

1Michael Hallek, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen

2In einem Fernsehausschnitt der „Tagesschau“ gehört.

3Eine kleine Auswahl:
ELENA (Elektronisches Entgelnachweisverfahren), zu teuer, zu kompliziert, sinnlose Datenhortung, von „BEA“ abgelöst. Das ist allerdings ein anderes BEA als das für die Anwälte, das lediglich ebenfalls ein Paradestück für „Murks“ ist.
Toll Collect (elektronisches Mautsystem), erhebliche Verzögerungen, erhebliche Verteuerungen.
Elster (elektronische Steuererklärung), Sicherheitsbedenken, keine Akzeptanz, zu komplizert, 1996 begonnen und noch immer „Baustelle“.
Easy (Erstverteilung der Asylbegehrenden), technische Probleme, Verzögerungen, massive Schwierigkeiten bei der Datenintegration beteiligter Behörden.
DE-Mail,viele Gesetze, Richtlinien, rumgefummele,10 Jahre Betrieb, wegen Desinteresses und Unwirtschaftlichkeit nach zig-Millionen stillschweigend wieder eingestellt.
Gesundheitskarte, Unfähigkeit zur Standardisierung und Integration der Daten, teuer, ineffizient, Datenschutzbedenken