Soldaten töten
Bei der Bundeswehr ist die Zahl der „Verweigerer“ sprunghaft gestiegen. Die Berufssoldaten begründen das mit dem sie überraschenden Aspekt, dass sie an kriegerischen Handlungen beteiligt sein könnten.
Ein Artikel bei RND greift das auf. Die Quote ist noch recht niedrig, selbst nach der Verfünffachung im letzten Jahr. Was nahelegt, dass die meisten, die sich für einen Dienst an der Waffe entscheiden, sich der Tragweite dieser Entscheidung durchaus bewusst sind: Töten und getötet werden: Das ist „Kriegshandwerk“, das Kernkonzept eines Einsatzes von Soldaten. Alles andere kann THW, Feuerwehr und Rettungsdienst leisten. Doch Zivildienst leistende Einsatzkräfte wurden vor geraumer Zeit abgeschafft. Der Staat beschäftigt nur noch berufsmäßige Krieger:innen.So manche:r der jetzt Verweigernden wird sich das schöngeredet haben bei der Unterschrift, den Gedanken verdrängend, was bei Konflikten eine Aufgabe sein kann: An die Waffe. Kein Übungsschießen. Auf Menschen.
Persönlich halte ich es für unklug, die Tötung von 25 Menschen in Kampfeinsätzen einzuräumen, weil gerade ein emeritierter Prinz mit reduziertem Personenschutz sich damit zu einer Zielscheibe der ehemaligen Gegner macht. Doch er konkretisiert, wozu Menschen in den grünen Anzug steigen und was ihre Aufgabe ist: Andere umbringen und idealerweise selbst analogen Versuchen der anderen Seite entgehen.
Krieg ist Scheiße. Gewalt ist Scheiße.
Doch augenscheinlich sind wir Menschen bei aller vermeintlich erworbenen Intelligenz und bereits bekannter fataler Ereignisse in unserer Entwicklungsgeschichte in diesem Punkt lernresistent. Wenn die Worte ausgehen werden keine neuen gesucht, sondern auf dicke Hose gemacht. Vorzugweise von Leuten, die sich dabei keinen Fleck auf den Maßanzug machen, sondern Berufssoldaten losschicken, bzw. einberufen, damit was zum losschicken und totschießen lassen da ist.
Das mit dem „Frieden schaffen ohne Waffen“ des Berliner Appells war im Kern eine tolle Idee. Die allerdings scheitert, sobald nur eine Seite sagt: »Nö. Waffen find ich geil.« Wer glaubt, Wehrlosigkeit sei Schutz vor Aggression, ignoriert das erfolgreichste Expansionskonzept der Menschheit: Starke machen Schwächere platt. »Survival of the fittest« nannte Darwin das. Einige mögen evolutionär darüber hinaus sein, doch das hilft selten bis nie in Gewaltsituationen.
Einem vermeintlich schnelleren „Frieden“, wenn die Ukraine keine weiteren Waffen erhielte, steht das Erwartbare entgegen: Weshalb sollte ein Kriegsherr, der bei Kampfhandlungen keine Rücksicht auf die Bevölkerung nimmt, nach gewonnener Schlacht „nett“ zu den damit Unterjochten sein?
Fatalerweise lässt sich Kraftmeierei nur mit Kraftmeierei beeindrucken – was im Idealfall dazu führt, dass irgendwann der nur auf Kraft Setzende keine mehr hat. Einen Kraftmeier gewähren lassen, erweist sich spätestens als fatal, wenn er die eigene Haustür eintritt, weil sich keiner vorher in den Weg stellte. Was zweifellos Risiken birgt. Doch wer Frieden einseitig erzwingen will, sollte sich von der Idee verabschieden, „dass eine Frau es irgendwann schön findet, wenn sie nur lange genug vergewaltigt wird“.
Allen, die den Mut zum „entgegen stellen“ aufbringen, gebührt großer Respekt, sowie jede erdenkliche Unterstützung, die sie benötigen.
Selbst wenn das vorerst weiteres Töten zur Folge hat. Freiheit kann einen sehr hohen Preis haben, den hoffentlich nur noch wenige mit ihrem Leben bezahlten müssen.
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