Was ist Fortschritt?
Unsere „Ampel“ zerlegt sich gerade öffentlich darüber, wer der progressivere sei. Alle Beteiligten blenden dabei aus, dass die jeweilige Meinung maßgeblich davon abhängt, wie die eigene Definition von „Fortschritt“ aussieht.
- Die FDP
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vermittelt in der Außendarstellung aktuell, dass „Fortschritt“ E-Fuels sind, die das ungehemmte Rasen auf Autobahnen – vorzugsweise mit einem Porsche – langfristig garantieren müssen. In Verkennung bestens dokumentierten Wissens: „ Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Gewand; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab und es entsteht ein noch größerer Riss.“
- Die SPD
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vermittelt in der Außendarstellung aktuell, dass sie in Sachen „Fortschritt“ schwer am „wumsen“ ist. Zumindest verbal sind alle Probleme Deutschlands gelöst, allein an der Umsetzung hackt es. Immense virtuelle Geldsummen reduzieren sich bei genauerer Betrachtung auf Fantasie-Zahlen, die Dank bürokratischen Wahnsinns bestenfalls als Rinnsal fließen – und das Problem selbt ohne diese Beschränkung damit lediglich kaschiert statt gelöst wird.
- Die Grünen
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vermitteln in der Außendarstellung aktuell, dass sie sich für die Fortschrittlichsten von allen halten. Fortschritt manifestiert sich in der Errichtung von Wärmepumpen und Windrädern, sowie der Abschaltung von Atommeilern und Kohlekraftwerken. Wo der Strom für die Elektromobilität und die Wärmepumpen herkommt, wenn es dunkel ist und kein Wind weht, ist ein irrelevantes Detail.
- Die CDU/CSU
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vermittelt in der Außendarstellung aktuell, „Fortschritt“ ist vor allem „anders, als das, was die Regierung macht“. In Ermangelung konkreter Lösungsvorschläge ist unklar, was letztendlich mit »anders« gemeint sein könnte. Sobald mal wirklich was »anders« werden soll, wird mit Verfassungsklage gedroht – was ein Schlaglicht auf die Überzeugungskraft der eigenen Argumente und Kompromissfähigkeit in der politischen Diskussion wirft.
- Die Linke
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vermittelt in der Außendarstellung aktuell, es wäre ein Fortschritt, wenn die Causa Wagenknecht gelöst wäre. Wer sich von einer einzigen Frau aus den (noch) eigenen Reihen derart „vorführen lässt“, stellt sich damit kein Empfehlungsschreiben für Verantwortung aus. Das mantraartige Wiederholen von einseitigen Forderungen ohne Lösung für die damit entstehende Lücke, verstärken das.
- Die AfD
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vermittelt in der Außendarstellung aktuell, dass Fortschritt das radikale Festhalten an national(sozial)istischen Grundhaltungen ist. Vermeintlich Fremdem feindselig gegenüber stehen, gegen alles sein, alles muss anders gemacht werden. Wobei »anders« bestenfalls im Vagen bleibt, oder offen menschenverachtend, rückwärts gerichtet oder erwiesenermaßen grober Unfug ist.
- Für mich wäre es ein Fortschritt,
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wenn statt ständigem darüber Reden wirklich einer stattfände. Erfreulich wäre, wenn die „Talk-Show-Plappernden“ und Möchtegern-Expert:inn:en sich vorweg mit fundiertem Wissen wappnen würden, mit dem sie über den Tellerrand schauend bemerken könnten, dass jede Einflussnahme eine Wechselwirkung an anderer Stelle auslöst.
Bei aller Eile, die bei einigen Themen fraglos geboten ist, sollte immer im Hinterkopf sein, dass zu jeder Zeit Drängende uns dorthin gebracht haben, wo wir jetzt sind. Das nannte sich immer „wissenschaftlich fundiert“ oder „Fortschritt“.
Was im Ergebnis augenscheinlich einen massiven Stillstand erzeugt. Kaum eines der vermeintlich gelösten Probleme ist nachhaltig gelöst. Bestenfalls wurden sie durch neue abgelöst. Erschreckend oft bleiben sie allerdings sogar erhalten und es werden lediglich weitere erzeugt.
Wenn das Schaffen neuer Probleme die Definition von „Fortschritt“ ist, sind wir aktuell ganz weit vorn im Spiel.