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Friedrich und die WELT

Erstellt: 19.11.2019 Lesedauer 2 - 3 Min.

„Die Welt“ hat aktuell ein Unterscheidungsdilemma. Während sie dem einen Friedrich permanent die Klöten krault, tritt sie dem andern in eben diese.

🔍 Wer im Dreck wühlt, ist selbst schmutzig.
Der eine Friedrich wäre angeblich ein doller Kanzler, völlig ungeachtet der Tatsache, dass er sich nach seiner Niederlage gegen Frau Merkel jahrelang schmollend, bestenfalls immer mal wieder von den Hinterbänken motzend, zurückgezogen hat und sich zwischenzeitlich ob seiner politischen Kontakte als Top-Lobbyist und Aufsichts­rats­chef von BlackRock Deutschland als durch und durch Abhängiger, sowie allein dem Kapital Zugewandter outet. Was in seiner Partei erschreckend viele keineswegs stört, im Gegenteil, ausgerechnet die Jüngeren huldigen ihm als vermeint­lichem Heilsbringer.

Der andere Friedrich ist ein „Ossi“, der doch tatsächlich die Unver­schämt­heit besessen hat, als Kapitalist so richtig erfolgreich zu sein. Zum Glück – zumindest für „Die Welt“ – hat er sich als junger Mann von einem Staat erpressen lassen, womit man ihm nun das Leben schwer machen kann. Was – natürlich völlig unbeabsichtigt – gleich mehrere Mitbewerber im hart umkämpften Zeitungs­markt vermeintlich in Erklärungs­nöte bringt.

Es ist schon bemerkenswert, wie viel Energie so eine „Welt“-Redaktion für das Nachspüren einer Ost-Vergan­gen­heit eines Menschen entwickelt, der doch tatsächlich ohne jede Scham und Dank­bar­keit im selben Teich angeln will. Im Schlepp­tau tröten weitere Zeitungen mit — überwiegend (ehemals) westdeutsche, was das doch für eine Schweinerei sei.

Dass im Dunstkreis dieses Verlagskaufs seitens Herrn Friedrich einiges absolut hinter­fragens­wert ist und Öffent­lich­keit verdient hat, will ich damit keineswegs in Abrede stellen. Zumindest wenn das alles so stimmt, was da — von wem auch immer — bemerkens­wert umfangreich und aktuell zum Thema „Stasi-Affäre“ bei Wikipedia über Holger Friedrich zusammen­getragen wird.

Das Geschrei der „Welt“, Publikation des Axel Springer Verlages, hat für mich allerdings „Geschmäckle“.

Ziemlich offensichtlich wird hier einem Mitbewerber, der erwiesener­maßen im Gegensatz zu anderen Publikationen mit vergleich­baren „Affären“ erneut außer­ordentlich selbst­kritisch und trans­parent ist, in die Suppe gespuckt. Das gehört natürlich irgendwie zum täglichen Sensations­geschäft, was die aufmerk­sam­keits­geilen Schlagzeilen der Tages- und Wochen­presse dokumen­tieren. Dennoch gibt es – zumindest in diesem Thema – eine gewisse Auffälligkeit: „Der Osten“ hat aufzuarbeiten, im Westen, – nunja, in diese Himmels­richtung ist die Suche sichtlich „unengagierter“:

Diese Liste ließe sich beachtlich fortsetzen, doch mir geht es um etwas anderes: Weshalb halten westdeutsche Medien mit bedauernswert tumben Kommentaren („Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt: Dreißig Jahre nach dem Mauer­fall ist die Berliner Zeitung wieder in Stasihand.) die Gräben offen, verbreitern sie womöglich sogar damit?

Herr Holger Friedrich ist dafür zwar ein eher unge­eignetes Beispiel, doch sein „Vornamens­vetter“ Friedrich Merz ist aus meiner Sicht mindestens genauso, aufgrund der von ihm geknüpften Netze erheblich mehr „hinter­fragens­wert“. Er hat jedoch den zufälligen, biologischen Vorteil, dass er auf der „richtigen“ Seite geboren wurde. Welche Interessen er insbesondere bei BlackRock vertritt und was der wahre Antrieb seines „Comebacks“ ins politische Schein­werfer­licht ist, erscheint mir, mit Blick auf seine offen­sicht­lichen Ambitionen und den damit verbundenen Möglichkeiten, erheblich spannender, als ein „Ossi“-Milliardär, der sich einen Verlag kauft.

Milliardäre gibt es auch im im Westen bei Verlagen, zum Beispiel dem, der „Die Welt“ verlegt, die bei diesen für meinen Geschmack erheblich brisanteren Themen bezüglich des anderen Friedrich offenbar keinen Anlass für Recherchen sieht.

Hintergrund (unvollständig!):

Das Bild stammt von Pixabay.