Der Himmel bewölkt sich
Bluesky ist mit dem Anspruch angetreten, das „bessere Twitter“ („X“) sein zu wollen. Ob das gelingt, hängt maßgeblich von den Schutzmechanismen ab, die der Dienst seinen Nutzern bietet. Das kann ich jetzt direkt mitverfolgen.
Ein „Spaßvogel“, dem die Argumente bei einer mir von ihm aufgenötigten Gender-Diskussion ausgingen, läuft jetzt mit meinen Namen durch das Bluesky-Universum. Nacheifernde Menschen sind durchaus etwas Schmeichelhaftes, das Kernprinzip z.B. von Fridays for Future. Unschön wird es, wenn jemand meinen Namen und persönliche Daten von mir verwendet und damit Äußerungen absondert, die so gar keine Meinung von mir widerspiegeln.
Diese Form der Verunglimpfungsversuche ist mir bereits von „X“ bekannt. Hier wurde offensichtlich ein Designfehler des Urvaters vom Sohn/Enkel (wie auch immer) in der DNA weitergegeben. Anderen den Spaß am Diskurs nehmen, wird damit ziemlich einfach. Umso mehr, wenn der von einer Seite ehrlich, also mit offenem Visier geführt wird, während sich die Gegenseite hinter der geklauten Identität verbirgt – kurz gesagt:
Leute, die Identitäten klauenen, haben keinen Arsch in der Hose, für sich selbst zu sprechen und einzustehen. Lasst euch endlich Eier wachsen!
Was bei Twitter/X Jahre gedauert hat, könnte sich in BlueSky in wenigen Monaten wiederholen. Was bedauerlich wäre, denn ein Forum, unabhängig von Alphabet oder Facebook wäre schon toll. Die Granulierung, wie sie bei Mastodon in einem Meer von „Mikro-Konsens-Gruppen“ erfolgt, vereinfacht zwar das Aussperren, erschwert aber gleichzeitig den Diskurs. Doch genau der ist wichtig in einer Gesellschaft, in der „alle“ in der Wahrnehmung nur noch die in einer Blase sind.
Ohne Respekt vor einer anderen Meinung – womit kein „Wattebällchen schmeißen“ gemeint ist – schwindet. Sie wird einfach diskreditiert, mit einem Heer Lemminge niedergetrampelt. Wer am lautesten, längsten, mit den meisten brüllt, gewinnt.
Und dann wundern sich alle, dass die Hälfte der Wahlberechtigten zu Haus bleiben und damit extremen Strömungen Auftrieb geben. Denn: Umso weniger Leute wählen gehen, ihre Meinung offen äußern, desto näher rücken wir einer Diktatur von Wenigen.