Wird Lindner es wieder verkack…AlleWie schwarz und queer ist Deut…

Apps und Freunde

Erstellt: 12.10.2021 Lesedauer 2 - 3 Min.

Ich weiß, dass mein Online-Verhalten „eigentlich“ sehr restriktiv ist. Dennoch nutze ich mittlerweile drei Messenger, E-Mail-Accounts, zwei verschiedene Videokonferenztools und natürlich Telefon am Kabel und mobil. Wie haben die Leute das „früher“ geschafft, als sie sich für „Kommunikation“ noch persönlich treffen mussten?

🔍 Gibt es „digitale“ Freundschaft?
Als konsequenter Verweigerer von WhatsApp und Facebook bin ich ziemlich inkonsequent. Für die Kommunikation mit mir wichtigen Menschen nutze ich neben den Klassikern E-Mail und Telefon nämlich Telegram und Signal. Heute kam noch Discord dazu. Gelegentlich Zoom und Skype. Meine Kommunikation teilt sich in Apps auf.

Damit werden Menschen fein säuberlich voneinander getrennt, deren einzige Schnittmenge ich bin. Wobei einige im richtigen Leben auf der Straße an mir unerkannt vorbei laufen könnten. Unser Erkennungsmerkmal sind unsere Avatare. Wir bilden Vertrauensgemeinschaften mit Menschen, denen wir nie die Hand zum Gruß reichen können. Fremde, die wir als „Freunde“ in die Seifenblasen-Welt unserer Kontaktrunden einladen oder uns als „Freund“ einladen lassen.

Wir gewähren anderen damit einen großen Vertrauensvorschuss auf der Grundlage von sehr kleinteiligen Interessen. „Früher“ fanden wir uns genauso in Gruppen oder Vereinen mit gemeinsamen Interessen wieder. Doch erst nach einer angemessenen gegenseitigen Abschätzung findet unter diesen Umständen eine weitere Annäherung statt. Das erforderte typischerweise größere Schnittmengen als ein gemeinsames Interesse. Selten bis nie Treffen wir uns mit diesen Menschen schon beim ersten Mal in unserem Wohnzimmer.

„Online-Freunden“ wohnt oft das Paradoxon von großer Nähe bei gleichzeitig großer Distanz inne. Im „richtigen Leben“ begegnen sich Menschen unterschiedlicher Freundeskreise an der Tür, in der Kneipe, es werden themenübergreifende Brücken geschlagen. Online bewegen wir uns in abgeschotteten Gemeinschaften, nutzen Werkzeuge, die der Abschottung aktiv Vorschub leisten. Wir sollen uns für alles eine App herunterladen und diese Nutzen. Damit wir das Maximum heraus holen können. Zumindest wird das als Argument angeführt. Das gleichzeitige Pflegen von Kontakten in verschiedenen Anwendungen ist allerdings umständlich und durchaus anstrengend. Wer darauf keine Lust hat, lässt Apps entscheiden, wer hinten runter fällt.

Dafür ermöglichen mir diese Programme sehr komfortabel, mit zwei oder mehr Gesichtern, jeweils zur Gruppe passend, durch das Netz zu marodieren:

In der „Eltern-Kind“-Gruppe bin ich der fürsorgliche, weltoffene Papa, in der „Heimat“-Gruppe ziehe ich über alle mit anderer Hautfarbe, Religion, Merkmalen her – halt alles, das den Anschein von „fremd“ oder „anders“ hat.

Richtig blöd, wenn sich herausstellt, dass mein Lieblings-Chat-Partner „Kim“ mit dem abgefahrenen Fantasy-Avatar der „Eltern-Kind“-Gruppe eine schwarze, rollstuhlfahrende Jüdin ist. In der „Heimat“-Gruppe ist das die Höchststrafe – auch noch eine Frau!

Derart diametrales Verhalten ist mir persönlich zu anstrengend, glücklicherweise auch unnötig. Unabhängig von Hautfarbe, Religion und sonstigen Merkmalen verteilen sich tolle Menschen und Arschlöcher statistisch betrachtet davon unabhängig. Daher ist „toller Mensch“ für mich der maßgebliche Parameter. Nur deshalb unterhalte ich – notgedrungen – ein Sammelsurium an Werkzeugen für ein und die selbe Sache: Kontakt halten.

Das Bild stammt von Pixabay.