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Trump und ich

Erstellt: 11.11.2016 Lesedauer 2 - 3 Min.

Ich kenne Herrn Trump nicht. Frau Clinton ebensowenig. Wer von den zeternden deutschen Schreiberlingen kann das Gegenteil behaupten?

Die Präsidentschaftswahl in den USA nervt. Die deutsche Medienlandschaft arbeitet sich daran ab, dass auf das falsche Pferd gewettet und verloren wurde. Statt sich mal daran abzuarbeiten, dass es bei uns genauso schräg, womöglich sogar deutlich schräger läuft. Da wird eine AfD verteufelt und geht dann trotzdem als Wahlgewinner aus jedem der letzten Veranstaltungen.

Die Sprache ist herzhaft, die Meinung teilweise radikal und — für mich —fragwürdig. Aber statt im Ton meditativer Mönchsgesänge unserer Politiker sagen die Menschen auf der Straße was sie bewegt. Politisch unkorrekt und leider teilweise überreaktiv. Im Gegensatz zu einem aalglatten Politiker weiß ich da jedoch, woran ich bin. Das ist schlicht ehrlich. Was gesagt wird muss mir nicht gefallen. Dass daraus bei einigen Handlungen gegen Dritte werden, verurteile ich. So lange es auf der Diskussionsebene bleibt, kann ich mit konkreten Botschaften allerdings mehr anfangen, als mit dem Herumgeeiere der meisten Politiker.

Genau da hat Herr Trump gepunktet. Politisch unkorrekt, reichlich Sprüche deutlich jenseits der Grenze des guten Geschmacks. Was davon am Ende wirklich Wahrheit wird — es weiß keiner. Ganz egal, was da jetzt zusammenspekuliert wird. Das ist wahrscheinlich das größte Problem für den gepflegten Polit-Betrieb: da mischt jemand die gepflegte Langeweile auf. Da gibt´s auch mal verbal was in den Nacken, wenn man sich zu spät duckt.

Dass in der Politik manches ruhiger gehen sollte als draußen auf der Straße, ist durchaus berechtigt. Zu viel Ruhe macht jedoch kraftlos, weil alles erschlafft. Trump hat einen Boxkampf veranstaltet. Da rufen die Boxer vor der Entscheidung schon mal, dass sie sich gegenseitig totschlagen. Während des Kampfes wird ordentlich draufgehauen. Aber wenn es vorbei ist, ist es gut. Druck abgebaut, Status geklärt, weitermachen. Dafür aber nicht über Jahre rumgemährt, sondern mit dem was da ist ein Ergebnis generiert. Das mag nicht das Beste sein, aber es ist eins, das sich entwickeln lässt.

Dass Politik auch schnell kann, hat die Bankenkrise gezeigt. Das ging frappierend schnell, da waren Entscheidungen an einem Wochenende möglich. So manchen Wähler hat das endgültig davon überzeugt, dass im Politik-Betrieb einiges fragwürdig ist. Leute wählen, die sich nach außen emotionslos wie ein Roboter oder mit kruden Schachtelsätzen ohne Aussage artikulieren, lassen wenig erwarten.

Die Presse macht dabei ebenfalls keine gute Figur. Was daran liegen könnte, dass es die angebliche Medienvielfalt in Wahrheit nicht (mehr) gibt. Spätestens seit dem die Schlacht um die Aktualität im Internet stattfindet, schreiben alle (arrivierten) von allen (anderen arrivierten) ab. Da stirbt die Vielfalt den frühen Tod.

So habe Clinton in Wahrheit 200.000 Stimmen mehr, aber die Wahlmänner seien schuld, dass sie es nicht geworden ist. Was heißt hier „Schuld“? So ist das Wahlsystem in den USA. Schaut mal auf das Thema Überhang-Mandate und erklärt bitte, was daran besser sein soll. Und schaut mal, wie viele Einwohner die USA haben. Das sind über 320 Millionen. Davon sind ca. 220 Millionen wahlberechtigt. Hier werden 0,09% der Wahlberechtigten bzw. 0,06% der Einwohner groß geschrieben.

Wie viele Stimmen fallen bei uns eigentlich weg, weil die gewählten Parteien an der 5% Hürde scheitern? Wer kriegt diese Stimmen? Ist das wirklich besser? Es sind jedenfalls deutlich mehr.

Trump und ich. Das ist vor allem wachsendes Unverständnis für eine aufgescheuchte Herde von Besserwissern, die nur einen einzigen Plan hatte. Statt mit dem was ist umzugehen, wird diesem gescheiterten Plan hinterher lamentiert.