Wenn alles gleich aussieht
Bilde ich mir das ein oder wird das Internet wirklich immer gleichförmiger?
Ich ertappe mich mittlerweile immer öfter dabei, dass ich auf einer Webseite nach oben rolle. Warum? Weil dort ein Firmenname steht – meistens jedenfalls. Die Seiten sind sowohl in der Struktur als auch ihren Aussagen derart gleich, dass nur schwer erkennbar ist, „wer“ da eigentlich „was“ anbietet.Die Inhalte lassen in wachsendem Maß kaum noch Rückschlüsse darauf zu, was tatsächlich präsentiert wird. Es gibt ein vermeintliches Problem und eine Lösung. Wobei weder das eine noch das andere konkret umrissen ist. Alles bleibt im Ungefähren. Echte Information wird zunehmend rar, selbst bei Wikipedia.
Das Universal-Kompendium füllt sich zunehmend mit Trivia, vermutlich, weil die im „Netz der Eitelkeiten“ an Bedeutung gewinnt. Da finden sich Lebensläufe von Menschen, deren Lebensleistung aus „sein“ besteht. Mit ihrem „sein“ scheffeln sie Millionen, weil eine Herde Jünger ihnen an den (digitalen) Lippen hängt.
Das sind Geschäftsmodelle, die ohne Smartphones undenkbar wären. Jeder schleppt seine auf ihn personalisierte Anzeigen-Präsentationsmaschine mit sich herum, bei einigen scheint das Gerät schon fast mit einer Hand verwachsen zu sein. Ein Katzenbild aus der Community hat eine höhere Priorität als der Kunde vor dem Tresen. Dem ist das nur Recht, er kann sich noch ein Werbevideo fertig ansehen.
Wobei sich erst am Ende klärt, ob es dabei um einen Turnschuh, ein Auto, oder etwas anderes geht. Egal was: Es wird ein Lebensgefühl angepriesen. Wen interessieren bei einem Auto PS und Ausstattung. Wenn es sich mit meinem Telefon versteht, ist es ein gutes Auto, weil es meinen „lifestyle supported“.
Konkrete, vergleichbare Informationen werden unbedeutend. Maßgeblich ist, dass mich etwas fröhlicher, beliebter, schöner, bessser, erfolgreicher, …, macht – ich muss es nur kaufen. Es ist bedeutungslos, was der Paket-Bote vor die Tür wirft: Turnschuh, Regenjacke, — „für draußen“, das ist hipp, das macht gesund und schön, also ist es gut.
Mir fällt es zunehmend schwer, Angebote ernst zu nehmen, die ein schon zig-fach anderswo gesehenes Förmchen verwenden, dessen primäres Unterscheidungsmerkmal die Farbe ist, mit der sie „individualisiert“ sind.
Mag sein, dass in den Texten signifikante Unterschiede erkennbar wären. Die uniforme Präsentation erschwert mir den Zugang, weil ich glaube, es schon gesehen und gelesen zu haben.
„Das Gleiche“ ist uninteressant, gesucht wird „etwas anderes“. Der nächste bitte…