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Appell an die Vernunft?

Erstellt: 20.07.2023 Lesedauer ~2:50 Min.

Herr Merz appelliert an die Vernunft der Wähler und zeigt damit die fehlende Empathie des Möchtegern-Kanzlers für die dafür erforderlichen Wähler.

Schild eines Demonstranten, Aufschrift: „Can't we all just get a Bong?🔍
Womöglich wäre das die vernünftigste Lösung: sich alles „schönrauchen“.

Der Zweifel an der Vernunft von Wählern – das impliziert die Aussage von Herrn Merz nämlich – wird wohl kaum einen der so infrage gestellten motivieren, „vernünftig“ zu wählen. Aus Sicht des Redeschwingers wäre das ein Kreuz bei der CDU.

Wäre das tatsächlich vernünftig?

Merz und Vasallen treten in einen Wettstreit mit der AfD, wer der härtere Harte ist. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass die AfD einerseits darin geübter ist, erheblichen Vorsprung hat und vor allem keinen glaubwürdigen Image-Wandel hinlegen muss. Deren Haltung ist „gelebtes“ Programm. Herr Merz spricht von Vernunft und spricht Unvernünftiges: Damit lassen sich nirgends Punkte sammeln.

Im Wesentlichen bleibt er denen, die er zur Vernunft aufruft, Antworten auf die Fragen schuldig, die sie – vermeintlich – unvernünftig werden lassen. Ich bin wahrlich kein Anhänger der AfD, doch eins ist unstrittig: An der Ehrlichkeit ihrer Aussagen und Forderungen gibt es keine Zweifel. Was die sagen, wollen sie genau so. Mit dem passenden Weltbild oder entsprechenden tatsächlichen oder subjektiv gefühlten Wahrnehmungen erscheint deren Wahl als einzig vernünftige Lösung.

Die „etablierten Parteien“ bleiben „Lösungen des täglichen Lebens“ schuldig. Sie schwurbeln herum, bleiben im vagen und handeln in einer Weise, die sie nach objektiven Maßstäben allesamt unwählbar macht. Was einer radikalen, im Auftreten undiplomatischen, kompromisslosen, klare Kante zeigenden Partei die Wähler förmlich in die Arme treibt. Beim Auswiegen des Blödsinns, den Politiker so von sich geben, bleibt bei der AfD definitiv mehr Wahrheit als bei den meisten anderen übrig.

Diese Wahrheit ist zwar ausgesprochen besorgniserregend, sie widerspricht allem, wofür Deutschland mit dem 2. Weltkrieg und den damit verbundenen Gräuel im Rücken stehen sollte: Menschlichkeit, Rücksichtnahme, Weltoffenheit, Hilfsbereitschaft, Fürsorge, Toleranz gegenüber allen Menschen, gleich welcher Farbe, sexuellen und religiöser Orientierung, Eigenwahrnehmung und Handicaps.

Bei der Umsetzung dieser — mit anderen Worten — im Grundgesetz verankerten Bedingungen kommen durch die Politik zunehmen jene unter die Räder, für die sie vordringlich zuständig sein sollte: die „Eingeborenen“. Bei aller Pflicht zur Hilfe für Flüchtlinge ist der Eindruck, dass „Fremde“ bei und durch uns bessere Lebensumstände haben als subjektiv oder tatsächlich „Abgehängte“, ist der Nährboden für Parteien wie die AfD.

Vor 100 Jahren waren wir in Deutschland in einer vergleichbaren Situation. Die jeweiligen Beweggründe waren damals sicher andere als heute. Im Ergebnis wird es keinen Unterschied machen, versäumen die vermeintlich „großen Volksparteien“ weiterhin, sich um die zu kümmern, von denen sie gewählt werden: das Volk.

Der Politikbetrieb ist in der Eigenwahrnehmung sicher davon überzeugt, es wäre so. Mein Tipp: Mal wieder wie ein kleines Kind „stille Post“ spielen. Neu entdecken, was wichtig ist, damit eine Aussage am Anfang am Ende korrekt verstanden wird. Politik muss von denen verstanden und positiv wahrgenommen werden, für die sie sein soll. Das sind vor allem die Wähler, die mit ihrem Kreuz darüber entscheiden, wie wir beispielsweise mit Flüchtlingen und Vertriebenen umgehen.

Sich die Ignoranz von Parteien zu eigen machen, die wesentliche Grundlagen unserer Demokratie am liebsten abschaffen wollen, ist für „vernünftige“ Bürgerinnen und Bürger definitiv keine Empfehlung, Herr Merz. Als Kopie wird es schwer im Vergleich gegen das Original und noch schwerer für jene, die ein Angebot „in der Mitte“ suchen.

Das Bild stammt von Pixabay.