Fröhliche Weihnachten!
Bereits Ende August wurde die Vorweihnachtszeit eingeleitet. Der Handel rüstete die Verkaufsflächen auf den erhofften Verkaufsansturm für „das“ Fest um.
Bei Außentemperaturen über 30° C könnten die Lebkuchen und Christstollen wie Blei im Regal liegen. Der Handel hat entweder andere Erfahrungen oder zumindest Hoffnungen. Mir persönlich ist niemand aufgefallen, der freudig oder zumindest neugierig über das meterlange Angebot von Weihnachssnacks hergefallen ist und erste Einkäufe in seinen Shopping-Transporter umgepackt hat.
Bis zum Schlüsseltermin könnte das ein oder andere Gebäck bereits hart an sein Verfallsdatum herangerückt sein, deshalb gibt es anschließend alles zum Schleuderpreis. Der kluge Konsument terminiert deshalb Weihnachten wie die orthodoxe Kirche. Dank julianischem Kalender wird dort rund 14 Tage später als im römische Stammhaus gefeiert. Kurzentschlossene können in dieser Zeit neben Backwaren zurück gegebene Geschenke für die eigenen Lieben erhaschen, die von den Lieben anderer nach dem Fest umgehend monetarisiert werden.
Verlierer sind womöglich die Weihnachtskalender, die gestern aufgereiht wie Damen im Rotlichtbezirk in einem Warentempel des Einzelhandels zur Mitnahme feilgeboten wurden. Im Gegensatz zu den Damen standen sie drinnen mit dem Rücken an einer sonnenbeschienenen Fensterfront. Ende September Dank Klimawandels keineswegs überraschend. Es wäre kaum verwunderlich, wenn die „Überraschungen“ hinter den Türen der durchweg einfältig gestalteten, dafür gut stapel- und präsentierbaren Kartons in den nächsten Wochen mit ihrer Umgebung sublimieren. Wer alu-umhüllte, in den „Schatzkammern“ verklebte, minderwertige Schokolade mag, für den werden die 24 Tage Countdown im Dezember mit den jetzt angebotenen Kalendern wahrlich ein Fest. In nur 60 Tagen geht es los!
Wobei ein rund viermonatigen Vorlauf eine echter Herausforderung an die damit adressierten Konsumierenden ist, den 24.12. noch als „Fest“ wahrzunehmen. Für eine wachsende Zahl dürfte sich dieser Tag auf ein einziges Gefühl, wie der Zieleinlauf bei einem Marathon reduzieren: »Geschafft«. Doch nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Zum Glück ist 2024 Ostern schon am 31.03. Bei so wenig Zeit zwischen den Terminen können auf den Verkaufsflächen neben dem »Supersonderpreis-Abverkauf« der übrig gebliebenen Weihnachtsdevotionalien direkt Schokoosterhasen präsentiert werden. Das orthodoxe Osterfest …
Ganz Schlaue schaffen gleich das ganzjährig verfügbare Hüftgold an. Das lässt sich bei verkaufsfördernden Aktionen des Handels günstig schießen und ist keinen Festtag-abhängigen Gestaltungsbedingungen unterworfen. Was Weihnachten übrig bleibt, lässt sich völlig problemlos beim nächsten Termin recyclen. Vor Ostern kommt im Februar immerhin noch der Rosenmontag. Danach Pfingsten und diverse weitere Termine, an denen sich der Schnäppchen-10er-Pack Schokotafeln stückweise platzieren lässt.
Weil echte Liebe unverkäuflich ist, lässt sich damit beiläufig ermitteln, ob es Beschenkten auf die Verpackung oder die Geste ankommt. Letzteres kann bei den durchkommerzialisierten Feierterminen leicht aus dem Fokus geraten.
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