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Kleine Paschas

Erstellt: 22.01.2023 Lesedauer ~2:00 Min.

Herr Merz hat sich mit seiner Wortwahl mal wieder vergriffen. Doch das, was er damit sagen will, ist – von den rassistischen Misstönen befreit – ein verkanntes, gesellschaftliches Problem.

Ein kleiner Junge mit Krone und erhobenem Zeigefinger, neben seinem strahlenden Vater. 🔍
„Kleine Paschas“ sind kein Migrationsproblem.
Selbst mit größtem Wohlwollen wird aus mir kein Fan von Herrn Merz mehr. Dieser Mann ist die größte politische Fehlbesetzung, seit … – irrelevant: Verglichene würde das diskreditieren. Doch unabhängig von meiner generellen Abneigung gegen seine zur Schau getragenen Grundhaltungen, muss ich ihm zugestehen, dass er sehr wohl in der Lage ist, etwas im Kern Richtiges zu sagen. Wenn auch mit falscher Intonation und Stoßrichtung.

Was genau hat er gesagt:

»Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten. Insbesondere, wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen.«

Quelle: RND

In der allgemeinen Ereiferung – wohl auch im Kontext, doch ich bin ebenso wenig Fan von Herrn Lanz – zielt der Entrüstungssturm darauf ab, dass Herr Merz gesagt habe, männliche Migrantenkinder seien per se Frauenverachter. Was zweifellos in einigen Kulturkreisen nachweislich zutreffend ist. Diese Haltung findet sich daher sehr wohl in Deutschland wieder. Allerdings ist das keineswegs auf aktuelle Migranten, oder Kinder der x-ten Generation ehemaliger Migranten beschränkt.

So manche hochgebildete „Helikopter-Mutti“ sorgt unterschwellig beim Sohnemann dafür, dass der Frauen als „Männer-Dienstleister“ wahrnimmt. Einer Tochter wird ebenfalls das Gefühl vermittelt, dass alle anderen nur gut sind, wenn es ihr recht gemacht wird. Ein afghanischer Papa, der seinem Sohn zur Seite springt, wird zwar der Lehrerin keinen Spaß machen. Doch dessen Anwürfe sind ebenso (un)berechtigt, wie die „ordentlicher Deutscher“, die glauben, Tochter/Sohn sei – womit auch immer – »in ihrer persönlichen Entfaltung eingeschränkt worden«.

Beim afghanischen Papa kann die Lehrerin zumindest mit der Frage „Würden Sie sich für eine Tochter genauso aufregen?“ eventuell einen Denkprozess anstoßen. Bei Helikopter-Eltern müsste sie sich sicher irgendetwas von Diskriminierung oder sonst was anhören.

Herr Merz deutet mit seiner Anmerkung auf ein grundlegendes Problem unseres Bildungsapparates: Lehrer:innen sollen unsere Kinder zwar schlau machen, doch „Respekt voreinander“ ist explizit kein Ausbildungsbestandteil mehr. Den Mangel daran behalten sich die Eltern zunehmend vor und sorgen damit selbst dafür, dass aus ihren Kindern Arschlö… – Pardon – „Paschas“ werden.

Daher ist das keineswegs ein Exklusiv-Verhalten von Kindern/Erwachsenen mit Migrationshintergrund. So wie Herr Merz sich regelmäßig präsentiert, … – doch das würde hier den Rahmen sprengen.

Das Ausgangsbild stammt von Pixabay ergänzt um ein weiteres von dort.