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Normalität durch Überpräsenz?

Erstellt: 21.02.2024 Lesedauer ~2:40 Min.

Medial nehme ich subjektiv eine „Überpräsenz“ von (vermeintlichen) Randgruppen wahr. Der Hintergedanke ist klug. Gleichermaßen kann eine Reizüberflutung zum Gegenteil führen.

Jede Form von Diskriminierung ist Scheiße.

Ein 360°-Rundumblick auf dem Markplatz in Kugelform 🔍
Die Welt ist größer als der persönliche Horizont. Darauf Einlassen ist der Schlüssel zu Erkenntnis und friedlichem Miteinander.

Das fängt schon weit vor dem an, was für manche das Empören oder viele andere das Wegschauen auslöst. Wenn die Politik uns mit gegenseitigem Bepöbeln eine Normalität vorlebt, die das Fernsehen und andere Informationsverbreiter bis in die letzte Ritze transportieren, wird eine schlechte Haltung zum Maßstab.

In Mehrheitsmedien-Schaffende versuchen ein Gegensteuern mit einer Sichtbarmachung von farbigen, schwulen, lesbischen Protagonisten in ihren Produktionen. In einer Vorabendserie der ARD wechselt eine Filmfigur das Geschlecht, weil der Schauspieler – vorher als „weiblich identifiziert“ – das in seinem tatsächlichen Leben vollzogen hat. Was noch vor wenigen Jahren der Serientod der Figur gewesen wäre.

Konzeptionell ist es eine gute Idee: Niemand muss vor dem schwarzen Mann weglaufen, wenn dem der Leumund eines freundlichen, hilfsbereiten, pfiffigen, witzigen Typen anhaftet. Also jemand, neben dem sich eine ältere Dame gern setzt, statt in der Straßenbahn die Tasche auf die andere Seite zu nehmen und wegzurücken. Wenn sich Männer bzw. Frauen küssen, ist das alles andere als bedrohlich. Es ist eine Geste der Zuneigung, die keine unterschiedlichen Geschlechter, gleiche Hautfarbe oder sonstige „Gewöhnlichkeit“ erfordert.

Vielfalt ist die wahre Normalität.

Das gilt kreuz und quer für alles, was biologisch unter dem Oberbegriff „Mensch“ erfasst ist. Die wahren Außenseiter betiteln deshalb ihnen persönliche Panik Verursachende mit Schimpfworten. Das soll die Ausgrenzung vom Menschlichen transportieren. Es beschreibt verbal und intellektuell den dahinter liegenden, begrenzten Horizont, der die eigene, kleine Welt zusammenhält.

Wie aufgeschmissen wir alle ohne die Beschimpften wären, wie viel menschlicher diese sind als Beschimpfende, zeigen sie typischerweise mit einem von der Norm abweichenden Sozialverhalten:

Ein angepöbelter „deutscher“ Busfahrer regt sich auf, verweigert die Weiterfahrt.

Der mehrsprachige, eloquente, höfliche, als „Afrikaner“ titulierte, denkt sich allenfalls seinen Teil, lächelt und fährt weiter. Er schluckt die Verletzung herunter, die mit diesem völlig unangemessenen Angriff verbunden ist. Allein die Hautfarbe scheint manchen genug für „du gehörst hier nicht her“.

Wie falsch dieser Gedanke ist, zeigt bereits das Offensichtliche: Niemand führe den Bus, wenn es so wäre.

Unter uns leben Menschen, die durch Anmutung oder Verhalten aus „dem Üblichen“ herausstechen mögen. Der Plan des unterschwelligen Transports dieses Umstands in die Köpfe macht alle Medien zunehmend „diverser“. Damit entfernen sie sich teilweise schon fast karikierend von der tatsächlichen Realität. Was den wohlmeinenden Gedanken dahinter zur erkennbaren Fiktion degradiert.

Sollange es „das“ nur im Fernsehen gibt, ohne aktives Kümmern um damit verbundene Gedanken Zusehender wegen eingeschränkter Horizonte, bleibt die Straße für „andere“ ein gefährlicher Ort. Schlimmer noch: Es könnte genau das Gegenteil der Wunschvorstellung auslösen und im wirklichen Leben Aggression fördern.

Ich bin mir bewusst, dass meine subjektive Wahrnehmung der „Überproportionalität“ mir selbst kein gutes Zeugnis ausstellt. Die Tatsache, dass mir „das“ auffällt, signalisiert mir deutlich, wo meine eigene Sozialisierung die vermeintliche „Normal“-Linie gezogen hat.

Einer Sache bin ich mir dennoch absolut sicher: „Andere“ mögen mir zwar auffallen, sie lösen jedoch definitiv keinerlei Aggression in mir aus. Schlimmstenfalls ein in der Situation unangemessenes Interesse.

Persönlich kenne ich und begegnen mir durch meine Lebensumstände wenige „Andere“. Dennoch sind und waren sie eine Bereicherung meines Lebens. Selbst vereinzelt überflüssiges aufeinander Treffen: „Normale“ Arschlöcher sind und bleiben absehbar deutlich in der Überzahl.

Das Bild stammt von Pixabay.